Erbrecht: Die wichtigsten Fristen im Überblick!

Von Jana O.

Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die wichtigsten im Erbrecht geltenden Fristen finden Sie hier übersichtlich zusammengestellt.
Die wichtigsten im Erbrecht geltenden Fristen finden Sie hier übersichtlich zusammengestellt.

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) gibt zahlreiche Vorgaben bezüglich zivilrechtlicher Vorgänge. Besonders wichtig ist dabei in jedem Bereich die jeweils geltende Frist. Diese zeigt auf, wie lange Betroffene die Möglichkeiten haben, Ansprüche geltend zu machen und Anträge zu stellen.

Auch im Erbrecht sind wichtige Fristen gesetzt, die vielen Erben zunächst nicht bekannt sind.

Doch das Versäumnis einer Frist kann mitunter gravierende Folgen haben. Aus diesem Grund wollen wir für Sie im Folgenden die wichtigsten Fristen im Erbrecht aufführen und erläutern.

FAQ: Fristen im Erbrecht

Welche Fristen gibt es beim Erbrecht?

Im Erbrecht gibt es eine Reihe an Fristen. So ist zum Beispiel festgelegt, wie lange Sie Zeit haben, das Erbe auszuschlagen. Unsere Tabelle verschafft Ihnen einen Überblick der wichtigsten Fristen.

Welche Frist gilt bei Schenkungen?

Bei Schenkungen gilt laut Erbrecht in Deutschland eine Frist von zehn Jahren.

➥ Literatur zum Thema Erbrecht

Überblick zu den wichtigsten im Erbrecht geltenden Fristen

In der folgenden Tabelle finden Sie die bedeutsamsten Fristen, die für die Nachlass- und Vermächtnisempfänger bei Eintreten des Erbfalles von Bedeutung sind. Versäumen Sie diese im Erbrecht vorgegebenen Fristen, tritt die Verjährung der Ansprüche nach Ablauf ein. Forderungen können also nicht mehr wirksam gestellt werden.

ParagraphVorgangFrist
32 Personen­standsgesetzTodes­fallanzeige beim Standesamtein Werktag ab Versterben des Erblassers
1944 BGBFrist für die Ausschlagungsechs Wochen ab Kenntnis der angefallenen Erbschaft (in der Regel der Zeitpunkt des Versterbens des Erblassers)
... wenn der Erblasser dauerhaft oder zeitweilig im Ausland warsechs Monate ab Kenntnis der Erbschaft
1954 BGBAnfechtung von Erbschafts­annahme oder - Ausschlagungsechs Wochen ab Kenntnis des Anfechtungsgrundes bzw. nach Ende einer möglicherweise bestehenden Zwangslage (bei Drohung)
... wenn der Erblasser dauerhaft oder zeitweilig im Ausland warsechs Monate ab Kenntnis des Anfechtungsgrundes bzw. mit Beendigung einer Zwangslage (bei Drohung)
2340 BGBFeststellung der Erbun­würdigkeitein Jahr ab Kenntnis der Gründe, die zur Erbunwürdigkeit eines Erben führen
2082 BGBAnfechtung eines Testamentsein Jahr ab Kenntnis des Anfechtungsgrundes, spätestens jedoch 30 Jahre nach dem Erbfall
2283 BGBAnfechtung eines Erbvertrages durch den Erblasserein Jahr ab Kenntnis des Anfechtungsgrundes bzw. nach Ende einer möglicherweise bestehenden Zwangslage (bei Drohung)
2332 BGBPflichtteils­anspruchdrei Jahre ab Kenntnis der angefallenen Erbschaft, spätestens jedoch nach 30 Jahren
2314 BGBAuskunfts­anspruch des Pflichtteils­berechtigtendrei Jahre zum Jahresende ab Kenntnis des Erbfalls und der Enterbung
2287 BGBAnspruch auf Erbschafts­ergänzungdrei Jahre ab Anfall der Erbschaft
2325 BGBPflichtteils­ergänzungs­anspruchzehn Jahre ab Eigentumsübertragung im Rahmen einer Schenkung
2020 BGBNachlass­herausgabe und Auskunft durch Erbschafts­besitzer30 Jahre
1980 BGBNachlass­insolvenzunverzüglich ab Kenntnis der Überschuldung bzw. Zahlunsunfähigkeit
564 BGBFrist für die außer­ordentliche Kündigung von Erbe und Vermieterein Monat ab Kenntnis des Sterbefalls
2034 BGBVorkaufs­recht der Miterbenzwei Monate ab Mitteilung über Vertragsinhalte
2174 BGBAnspruch aus einem Vermächtnisdrei Jahre zum Jahresende ab Kenntnis des Anspruchs
30 ErbStGAnzeige der Erbschaft beim Finanzamtdrei Monate ab Kenntnis der angefallen Erbschaft
21 ErbStGAbgabe einer Steuer­erklärung in Erbsachenmindestens ein Monat (wird vom Finanzamt gesetzt)

Erläuterung zu besonderen im Erbrecht gesetzten Fristen

Einige der in der obigen Übersicht aufgeführten Fristen sind von besonderer Bedeutung für die Nachlassempfänger.

Allen voran betrifft dies die Vorgabe zur Erbausschlagung. Erklären Sie diese nicht innerhalb der sechs Wochen gegenüber dem zuständigen Nachlassgericht, gilt das Erbe automatisch als angenommen.

Das kann besonders dann problematisch werden, wenn der Nachlass überschuldet ist, da die Erbenhaftung bestimmt, dass die Nachlassempfänger über den Nachlass hinaus mit Eigenvermögen für die Schulden des Erblassers haften können.

➥ Literatur zum Thema Erbrecht

Bei Schenkung gilt die 10-Jahresfrist im Erbrecht

Laut Erbrecht sind die Fristen bei einer Schenkung vor allem beim Pflichtteil von Bedeutung.
Laut Erbrecht sind die Fristen bei einer Schenkung vor allem beim Pflichtteil von Bedeutung.

Zudem bestimmt das Erbrecht bei Schenkung Fristen von regelmäßig zehn Jahren. Diese sind besonders bei Pflichtteilsansprüchen zu berücksichtigen. Weil Erblasser ggf. dazu neigen, den Pflichtteil ungeliebter Erben zu schmälern und den Nachlass insgesamt durch Schenkungen an Dritte zu verringern, ist die 10-Jahresfrist installiert worden.

Diese bestimmt, dass alle Schenkungen des Erblassers an Dritte in die Ermittlung des Pflichtteilsanspruches einbezogen werden, sofern diese nicht länger als zehn Jahre vor dem Erbfall getätigt wurden. Ausschlaggebend ist dabei jedoch die Eigentumsübertragung der verschenkten Vermögenswerte (z. B. Datum der Grundbuchänderung).

Beim Pflichtteil sind keine Fristen für die Auszahlung im Erbrecht gesetzt. In der Regel wird die Begleichung der eingeforderten Ausgleichszahlung umgehend fällig. Da sich die Pflichtteilsansprüche jedoch in der Praxis nicht sofort nach Eintritt des Erbfalles auszahlen, geschweige denn genau beziffern lassen, ist eine Stundung der Forderungen eher die Regel.

Im Erbrecht festgesetzte Fristen bei einem Vermächtnis

Im Erbrecht sind beim Vermächtnis ebenfalls wichtige Fristen zu berücksichtigen.
Im Erbrecht sind beim Vermächtnis ebenfalls wichtige Fristen zu berücksichtigen.

Neben Erbschaften können Erblasser einzelnen Begünstigten auch Vermächtnisse hinterlassen. Bei einem Vermächtnis im engeren Sinne handelt es sich um die Übertragung eines bestimmten Nachlassgegenstandes an eine Person. Der Vermächtnisnehmer tritt dabei jedoch nicht automatisch als Erbe ein – auch wenn er zugleich Erbe sein kann. Stattdessen handelt es sich um ein schuldrechtliches Verhältnis gegenüber den Erben.

Der Vermächtnisnehmer muss den Anspruch auf das ihm zugedachte Vermachte gegenüber den rechtmäßigen Erben geltend machen. Hierzu hat der Bedachte insgesamt drei Jahre Zeit. Fristbeginn ist jedoch nicht automatisch der Erbfall, sondern der Zeitpunkt, zu dem der Berechtigte von dem Vermächtnis Kenntnis erlangte – oder zumindest hätte ohne grob fahrlässiges Handeln erlangen müssen.

Weiterführende Literatur zum Thema

Nachfolgend finden Sie eine Auswahl verschiedener Bücher:

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Erbrecht: Die wichtigsten Fristen im Überblick!
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Über den Autor

Jana
Jana O.

Jana ist seit 2015 Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie studierte Ger­manis­tik, Philosophie und Englischen Literatur­wissenschaften an der Universität Greifswald. Ihr thematischer Fokus liegt insbesondere auf den Bereichen Familienrecht, Erbrecht, Strafrecht und Datenschutz.

14 Gedanken zu „Erbrecht: Die wichtigsten Fristen im Überblick!

  1. Jörg S

    Wir leben in Kanada. Eine Cousine meiner Frau ist 2012 gestorben und hat kein Testament hinterlass. Als erste erbrechtliche Person gilt ein Bruder der seit 1948 angeblich in China lebt. Meine Frau hat der Anwaltschaft die sich mit dem Erbe befasst eine Adresse in China hinterlassen. Trotz intensiver Bemühungen hat sich bisher jedoch niemand finden lassen. Als nächste und einzig andere erbberechtigte wäre es nun wahrscheinlich meiner Frau. Wir wissen jedoch nicht wie lange nach deutschem Gesetzt nach dem Bruder der Cousine gesucht werden muss, ehe die Suche abgebrochen werden darf. Tja, und die Anwaltschaft die sich mit diesem Fall beschäftigt rückt und rührt sich nicht .
    Wie kann man hier vorgehen um die Sache zum Abschluss zu bringen ?

  2. mike K

    frage wenn jemand erbt hat er ein recht auch wenn er nicht im Grundbuch steht? gibt es da eine frisst wie lange er sich eintragen muß ?

  3. Adrian G

    Ich habe mitbekommen, dass ich das Erbe von meinem Großvater bekommen kann. Vielen Dank für diesen Beitrag über die gesetzliche Friste von Erbrecht. Interessant zu wissen, dass bei der Schenkung die Frist 10 Jahren beträgt.

  4. Erich

    Die Deutsche Rentenversicherung hat nach dem Tod unserer Mutter meinem Bruder und mir als Sonderrechtsnachfolger fälschlich eine Rentennachzahlung zukommen lassen. Fälschlich deswegen weil ich Alleinerbe bin und mein Bruder Pflichtteilsberechtigter. Das Nachlassgericht hatte uns in Unkenntnis der tatsächlichen Situation gegenüber der Rentenversicherung als gleichrangige Erben angegeben. Wieviel Zeit hat mein Bruder, um den Teil des Zahlbetrags, der ihm zugegangen ist (also die Hälfte davon) mit mir zu teilen?

  5. Mario

    Gut zu wissen, dass es sich bei einem hinterlassenem Vermächtnis um einen bestimmten Nachlassgegenstand handelt. Aufgrund eines unklaren Testaments sieht sich unsere Familie gezwungen, einen Fachmann zu engagieren. Hoffentlich kann uns hierbei ein kompetenter Anwalt für Erbrecht weiterhelfen.

  6. Jens

    Danke für die gesetzlichen Fristen. Nur was passiert, wenn eine nicht eingetragene Lebenspartnerin (alleineige Mieterin der Wohnung) die Herausgabe der Erbmasse verweigert (damit ist alles gemeint von Dokumenten bis zum Auto), weiterhin die gesamten Bargeldvermögen vom Konto abgehoben hat (mit Kreditkarte und sich selber online Geld überwiesen hat), dazu noch Rechnungen verschwinden lassen hat, Pakete ausgeräumt hat, Versicherungsscheck einbehalten hat, Auto verschwinden lassen hat, Internetverkaufsfirma des verstorbenen abgemeldet hat, Handy weiterhin benutzt hat (Telekom benötigt Handy, oder Chipkarte für Kündigung) und und und. Strafanzeige läuft seit 05.2020 (3.Beschwerde von mir persönlich), weil immer mehr kommt an das Tageslicht (Schadensumme knapp 20.000 Euro).
    Aber nun stellt sich heraus, dass das Erbe hoch verschuldet ist (geschätzt von mir auf 50.000 Euro) Der Erblasser war zu diesem Zeitpunkt im Restschuldbefreiungsverfahren (Firmeninsolvenz) (Steuerschulden, Gerichtskassenschulden) und und und. Diese Tatsache wurde nun nach Beendigung der sechs jährigen Abtretungsfrist des Treuhänders (Erblasser gestorben: 20.10.2019) am 02.06.2021 dem Erbe bekanntgegeben und die ersten Gläubiger melden sich nun auch schon..
    Welche Frist tritt nun in Kraft?
    Es klingt immer prima, wenn alles Rechtens läuft, aber was ist mit den Leuten die überhaupt an das Erbe nicht gelangen, keinen festen Kontakt bis zum Tode des verstorben hatten. Die mit einen Beratungshilfeschein nach rechtlichen Beistand vergeblich suchen und sogar noch von einen Anwalt abgezockt werden für ein 10 Minuten Werbe Gespräch 276 Euro kassiert. Letzte Versuch eine Rechtsanwalt zu bekommen der einen hilft.
    Dann kommt noch Corona dazu (Termine dauern lange) und das aller schlimmste keiner darf dir angeblich einen rechtlichen Rat erteilen. Nein man soll zum Anwalt gehen. Nur ein Anwalt will auch Geld verdienen!

    Soll nur mal eine Kurze knappe Aussage sein zu deutschen Erbschaftsrecht und der hilfreichen rechtlichen Unterstützung für Menschen mit Cent im Geldbeutel.

  7. H.

    kann der Termin (3 Kalendermonate nach Todesfall) nach §30 Meldung des Erbfalles verschoben werden wegen Sachverständigengutachten für Grundstück um ca. 6 wochen oder ist dieser total fix und erst später bei Erbschaftssteuermeldung verschiiebbar ? ist bei der Abgabe bzw. Meldung nach § 30 bei ca. Freibetragssgrenze erreicht bereits eine Steuererkoärung Erbschaft nötig buw wir diese bei knapp Grenze gefordert falls alle angaben schon korrekt?

  8. Günnter

    Nach dem Tod meiner Frau (unsere Ehe blieb kinderlos) waren außer mir noch ihre lebende Schwester sowie die Abkömmlinge ihrer schon verstorbenen zwei Brüder erbberechtigt. Letztere waren insgesamt 6 Personen. Fünf von
    ihnen haben das Erbe innerhalb der gesetzlichen Frist ausgeschlagen. Die sechste Person ist ja nun Erbin, hat aber, trotz umfangreicher Bemühungen von mir,, dem Notariat und einer von mir beauftragten Anwältin, nach nunmehr über drei Jahren immer noch nicht reagiert. Obwohl ich sicher weiß, das sie noch lebt
    Da meine Frau und ich eine von uns bewohnte Immobilie haben,. hatte ich zur Klärung meines Nachlasses einen Erbschein beantragt. Habe ich aufgrund des oben geschilderten Sachverhaltes trotzallem einen gesetzlichen Anspruch auf einen Erbschein? Wer befindet darüber, das Nachlaßgericht?

  9. Köpfle

    Wie lange habe Ich Zeit wenn das Erbe bestätigt ist das Haus auf meinen Namen umschreiben zu Lassen

  10. Birte M

    Gut zu wissen, dass in jedem Bereich die jeweils geltende Frist wichtig ist. Interessant, dass diese aufzeigt, wie lange Betroffene die Möglichkeiten haben, Ansprüche geltend zu machen und Anträge zu stellen. Ich werde mich wegen der Fristen nochmal an eine Kanzlei für Erbrecht wenden.

  11. Laura U

    Danke für diese Übersicht über die Fristen im Erbrecht. Ich würde gerne eine Erbschaftsannahme anfechten. Dazu werde mich innerhalb von sechs Wochen an einen Rechtsanwalt von einer Anwaltskanzlei für Erbrecht wenden. Ich hätte nicht gedacht, dass die Frist hier so kurz ist.

  12. B Maurer

    Gut zu wissen, dass wenn ich diese im Erbrecht vorgegebenen Fristen versäume, die Verjährung der Ansprüche nach Ablauf eintritt. Gewissermaßen gibt es für das Erbvertrag erstellen ja auch eine Frist. Nämlich muss dieser vor dem Tod des Erblassers erstellt werden.

  13. Bernward H.

    Hallo,
    ich bin Erbe eines Nachlasses meiner 2011 verstorbenen Patentante. Im öffentlichen Testament ist ein Vermächtnis in Form eines kleinen Sparbuches ausgesetzt. Nachdem ich endlich (auf eigene Kosten) die Adresse der Vermächtnisnehmerin herausbekommen habe, und sie schriftlich über dieses Vermächtnis informiert habe, jedoch bis heute keine jedwede Antwort erhalten habe, frage ich mich, was mit diesem Sparbuch, das sich in meinem Besitz befindet, geschehen soll?!

    Viele Grüße

  14. Michael B.

    Danke für den Überblick zu den Fristen beim Erben. Meine Nachbarin ist alleinige Erbin von ihrem Vater, der vor Kurzem verstorben ist. Gut, dass im BGB sowas gesetzlich geregelt ist, denn ihr Vater kein Testament oder dergleichen.

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