Düsseldorf. Zum Jahreswechsel tritt die neue Düsseldorfer Tabelle in Kraft – das verkündete das Oberlandesgericht Düsseldorf am Montag. Diese legt fest, wie viel Unterhalt Scheidungskindern seitens der zahlungspflichtigen Eltern zusteht. Auch die aktuellen Zahlen wurden bereits veröffentlicht. Diese zeigen: Viele unterhaltsberechtigte Scheidungskinder erhalten laut der neuen Düsseldorfer Tabelle voraussichtlich weniger Geld, als es momentan der Fall ist. Zwar sind dies meist geringe Beträge von 30 bis 40 Euro, dennoch kann die Verärgerung groß sein.
Wie diese Rechnungen zustande kommen

Im Zuge der stetig steigenden Lebenserhaltungskosten wurde der Mindestsatz für Unterhaltsberechtigte doch angehoben – wie kommt es dann, dass laut der neuen Düsseldorfer Tabelle am Ende weniger Geld für Unterhaltsberechtigte bleibt?
Nicht für jedes Kind muss der gleiche Unterhalt gezahlt werden: Maßgeblich für die Höhe der Zahlungen ist das bereinigte Nettoeinkommen des barunterhaltspflichtigen Elternteils – und dementsprechend, nach welcher Gehaltsklasse gerechnet wird. Je höher die Stufe, desto mehr Unterhalt ist auch fällig.
Der Selbstbehalt stellt dabei quasi das Existenzminimum dar, welches den grundsätzlichen Lebensunterhalt sichert. Dieser muss immer vom Kindesunterhalt verschont bleiben.
Der Bedarfskontrollbetrag hingegen ist eine Bezugsgröße, wenn Unterhaltspflicht gegenüber mehreren Personen besteht. Wird dieser unterschritten, dann kommt es in der Regel zu einer Niedriger-Gruppierung bzw. Abstufung des Unterhaltspflichtigen. Das bedeutet, dass dieser rechnerisch dann weniger Unterhalt entrichten muss.
Dies ist der Grund, warum trotz höherer Sätze die neue Düsseldorfer Tabelle letzten Endes weniger Geld für Beziehende bedeutet – denn parallel zu den Mindestsätzen wurden auch die Grenzen für den Selbstbehalt und den Bedarfskontrollbetrag angehoben.
Vorteil für Unterhaltschuldner

Natürlich sind das für diejenigen, die mit der neuen Düsseldorfer Tabelle weniger Geld erhalten, schlechte Nachrichten – vor allem vor den Hintergrund, dass Kinderarmut nach wie vor ein Problem ist. Auf der anderen Seite dürften sich nun viele Unterhaltsschuldner freuen, denn für sie bedeuteten die neuen Werte ja logischerweise geringere Unterhaltszahlungen.
Daneben sind Unterhaltsverweigerer eine finanzielle Belastung für den Staat – kann oder will das unterhaltspflichtige Elternteil etwaige Zahlungen nicht übernehmen, dann müssen Sozialhilfeträger Unterhaltsvorschuss erbringen, was Bund und Länder jährlich Millionen kostet.
Neue Düsseldorfer Tabelle – diese Zahlen gelten ab 2020
Barunterhaltspflichtigen in Euro pro Monat | Prozentsatz | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
0-5 | 6-11 | 12-17 | ab 18 | ||||
1. | bis 1.900 | 369 | 424 | 497 | 530 | 100 | 960 bzw. 1.160 |
2. | 1.901 - 2.300 | 388 | 446 | 522 | 557 | 105 | 1.400 |
3. | 2.301 - 2.700 | 406 | 467 | 547 | 583 | 110 | 1.500 |
4. | 2.701 - 3.100 | 425 | 488 | 572 | 610 | 115 | 1.600 |
5. | 3.101 - 3.500 | 443 | 509 | 597 | 636 | 120 | 1.700 |
6. | 3.501 - 3.900 | 473 | 543 | 637 | 679 | 128 | 1.800 |
7. | 3.901 - 4.300 | 502 | 577 | 676 | 721 | 136 | 1.900 |
8. | 4.301 - 4.700 | 532 | 611 | 716 | 764 | 144 | 2.000 |
9. | 4.701 - 5.100 | 561 | 645 | 756 | 806 | 152 | 2.100 |
10. | 5.101 - 5.500 | 591 | 679 | 796 | 848 | 160 | 2.200 |
Neue Düsseldorfer Tabelle – diese Zahlen gelten ab 2018
Gruppe | Bereinigtes Nettoeinkommen in Euro | Altersstufen in Jahren (§ 1612a Abs. 1 BGB) / Beträge in Euro pro Monat | Prozent- satz | Bedarfskontrollbetrag | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
0-5 | 6-11 | 12-17 | ab 18 | ||||
1. | bis 1.900 | 348 | 399 | 467 | 527 | 100 | 880/1.080 |
2. | 1.901-2.300 | 366 | 419 | 491 | 554 | 105 | 1.300 |
3. | 2.301-2.700 | 383 | 439 | 514 | 580 | 110 | 1.400 |
4. | 2.701-3.100 | 401 | 459 | 538 | 607 | 115 | 1.500 |
5. | 3.101-3.500 | 418 | 479 | 561 | 633 | 120 | 1.600 |
6. | 3.501-3.900 | 446 | 511 | 598 | 675 | 128 | 1.700 |
7. | 3.901-4.300 | 474 | 543 | 636 | 717 | 136 | 1.800 |
8. | 4.301-4.700 | 502 | 575 | 673 | 759 | 144 | 1.900 |
9. | 4.701-5.100 | 529 | 607 | 710 | 802 | 152 | 2.000 |
10. | 5.101-5.500 | 557 | 639 | 748 | 844 | 160 | 2.100 |
Bildnachweise: Depositphotos.com/ © nkrivko, Fotolia.com/ © ivan kmit
Durch unseren Anwalt für Scheidung habe ich zum ersten Mal von der Düsseldorfer Tabelle erfahren. Interessant, dass nicht für jedes Kind der gleiche Unterhalt gezahlt werden muss. Dann muss ich nur noch herausfinden wie viel Geld, welchem meiner Kinder zusteht.
Ich wusste gar nicht, dass der Selbstbehalt quasi das Existenzminimum darstellt, welches den grundsätzlichen Lebensunterhalt sichert. Demnach muss ich nach der Scheidung einen Großteil meines Einkommens abgeben? Darüber muss ich nochmal mit einem Anwalt für Scheidungsrecht sprechen.