Wenn es beim Fußball zu Randale und Gewalt kommt

Von Sarah K.

Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Nicht selten gibt es beim Fußball Randale.
Nicht selten gibt es beim Fußball Randale.

FAQ: Randale beim Fußball

In welche Kategorien werden Fans beim Fußball eingeteilt?

Um beurteilen zu können, wie hoch das Potenzial für Randale beim Fußball ist, teilt die Polizei Fans in drei Kategorien ein: A = ein friedlicher Fan, B = ein gewaltbereiter/-geneigter Fan und Kategorie C = ein gewaltsuchender Fan.

Wie geht die Polizei gegen Fußball-Randale vor?

Die Polizei hat unterschiedliche Konzepte, um Fußball-Randale zu verhindern. Wann beispielsweise eine Einstufung als Risikospiel erfolgt und welche Maßnahmen damit einhergehen, können Sie hier ausführlich nachlesen.

Welche Strafe droht bei Fanausschreitungen?

Fanausschreitungen können unterschiedliche Straftaten nach sich ziehen. Am häufigsten tritt in diesem Fall eine Körperverletzung auf. Das Strafmaß wird stets von einem Richter festgesetzt und richtet sich nach den individuellen Umständen der Tat sowie dem gesetzlich vorgegebenen Strafrahmen.

Beim Fußball können die Emotionen schnell überkochen

Fanausschreitungen enden nicht selten in Straftaten.
Fanausschreitungen enden nicht selten in Straftaten.

Jedes Wochenende strömen unzählige Fans in die Stadien der ersten und zweiten Bundesliga, um ihre Mannschaft lautstark von den Rängen zu unterstützen. Auch wenn ein Großteil dieser Veranstaltungen weitgehend friedlich abläuft, kommt es immer wieder zu Straftaten, welche mit dem Besuch des Fußballspiels zusammenhängen.

So zeigt der Jahresbericht der Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) für die Saison 2018/2019 auf, dass insgesamt 6.289 Strafanzeigen rund um die Spiele gestellt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von rund neun Prozent.

Doch wie gibt es eigentlich beim Fußball immer wieder Randale? Welche Konzepte hat die Polizei, um Fanausschreitungen zu verhindern? Welche Straftaten stehen häufig in Zusammenhang mit Fußballspielen? Diesen Fragen geht der nachfolgende Ratgeber auf den Grund und informiert Sie umfassend.

Was sind Fanausschreitungen genau?

Nicht selten berichten die Medien über Fußball-Randale. Doch was genau wird alles von dem Begriff Fanausschreitungen im Sportrecht umfasst? Geht es nur um Vorkommnisse, die innerhalb des Stadions geschehen? Nein. Die Fußball-Randale können auch schon vor dem Spiel beginnen.

Bei der Anreise zum Stadion lässt es sich mancherorts nicht vermeiden, dass die unterschiedlichen Fangruppen aufeinandertreffen. Kommt es dann zu Unstimmigkeiten, artet das mitunter schnell in Provokationen und Gewalt aus.

Dasselbe gilt für die Abreise vom Stadion. Immer wieder gibt es Berichte von Fans, die sich nach Spielende beispielsweise in Bars zufällig über den Weg laufen. Je nach Alkoholpegel kann es hierbei sehr schnell zu Handgreiflichkeiten kommen.

Wichtig: Es lässt sich also festhalten, dass Fanausschreitungen keineswegs nur auf das Stadion oder den unmittelbaren Umkreis begrenzt sind. Es kann auch in der Innenstadt oder auf den Bahnhöfen zu entsprechenden Vorfällen kommen.

Welche Vorkehrungen trifft die Polizei gegen Fußball-Randale?

Die Polizei hat eine Datei über gewaltbereite Fans.
Die Polizei hat eine Datei über gewaltbereite Fans.

Im Zusammenhang mit der Sicherheit bei Fußballspielen spielt die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze mit Sitz in Duisburg eine wichtige Rolle. Diese beobachtet und registriert nämlich Fußball-Gewalttäter.

Auch die einzelnen Polizeidienststellen nehmen vor jedem Spiel der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga eine Bewertung der Gefahrenlage vor. Dabei werden die Fans in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:

  • Kategorie A: friedliche Fans
  • Kategorie B: gewaltbereite/-geneigte Fans
  • Kategorie C: gewaltsuchende Fans

Laut Jahresbericht der ZIS gab es in der Saison 2018/2019 13.374 Fans, welche den Kategorien B und C zugeordnet wurden – in den ersten drei Ligen. In der Bundesliga gab es mit 1.369 die meisten Fans, welche zur Kategorie C gehören.

Um zu verhindern, dass rivalisierende Fangruppen aufeinandertreffen, entwickelt die Polizei an Spieltagen Konzepte, die eine separate Anreise zum Stadion ermöglichen. Häufig werden zu diesem Zweck auch Shuttle-Busse für Auswärtsfans vom Bahnhof eingesetzt.

Gut zu wissen: Einige Fußballspiele werden als sogenannte „Risikospiele“ eingestuft. Diese erfordern einen hohen Einsatz an Polizeikräften. Zudem ist es üblich, dass bei einem Spiel mit erhöhtem Risiko im Stadion keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt werden. Die Kostenfrage sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für Streit. Die Gewerkschaft der Polizei fordert in regelmäßigen Abständen, dass sich der Fußballverband sowie die jeweiligen Vereine an den enormen Personalkosten für die jeweiligen Polizeieinsätze beteiligen.

Welche Straftaten stehen mit Fanausschreitungen in Zusammenhang?

Fußball-Randale stehen mit den unterschiedlichsten Straftaten in Zusammenhang. Damit die ZIS einen Fan in die sogenannte „Datei Gewalttäter Sport“ aufnimmt und ihn somit bei Fußballspielen unter besondere Beobachtung stellt, muss sich der Betroffene eine der nachfolgenden Straftaten im Zusammenhang mit einer Sportveranstaltung geleistet haben:

  • Straftaten unter Anwendung von Gewalt gegen Leib oder Leben oder fremde Sachen mit der Folge eines nicht unerheblichen Sachschadens
  • Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (§ 113 StGB)
  • Gefährliche Eingriffe in den Verkehr (§§ 315 ff. StGB)
  • Störung öffentlicher Betriebe (§ 316b StGB)
  • Nötigung (§ 240 StGB)
  • Verstöße gegen das Waffengesetz
  • Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz
  • Landfriedensbruch (§§ 125 ff. StGB)
  • Hausfriedensbruch (§ 123, § 124 StGB)
  • Gefangenenbefreiung (§ 120 StGB)
  • Raub- und Diebstahlsdelikte
  • Missbrauch von Notrufeinrichtungen (§ 145 StGB)
  • Handlungen nach § 27 Versammlungsgesetz
  • Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86a StGB)
  • Volksverhetzung (§ 130 StGB)
  • Beleidigung (§ 185 StGB)

Das anzuwendende Strafmaß für diese Straftaten wird durch das Strafgesetzbuch (StGB) vorgegeben. Das Strafgericht legt dann im Einzelfall fest, ob der Betroffene eine Freiheitsstrafe absitzen muss oder sich die Sache mit einer Geldstrafe klären lässt.

Stadionverbot: Wenn Randalierer beim Fußballspiel ausgesperrt werden

Fußball-Randale können nicht nur strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Eine Strafe trifft Fans meist noch härter: das Stadionverbot. Für die Anhänger bedeutet das, dass sie ihren Verein nicht mehr live aus dem Stadion unterstützen können.

In den DFB-Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten in § 1 Absatz 2 wird der Zweck von einem Stadionverbot folgendermaßen beschrieben:

Zweck des Stadionverbots ist es, zukünftiges sicherheitsbeeinträchtigendes Verhalten zu vermeiden und den Betroffenen zur Friedfertigkeit anzuhalten, um die Sicherheit anlässlich von Fußballveranstaltungen zu gewährleisten. Das Stadionverbot selbst stellt eine präventive Maßnahme zur Gefahrenabwehr der für die Sicherheit der Veranstaltung Verantwortlichen dar. Das Stadionverbot ist daher keine staatliche Sanktion auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten, sondern eine Präventivmaßnahme auf zivilrechtlicher Grundlage.

Wie lange das Stadionverbot bestehen bleibt, hängt von der Verfehlung ab, welche zu diesem geführt hat. So gibt es Stadionverbote, die nur eine Woche gehen, aber auch solche, die bis zu 60 Monaten andauern können.

Wichtig: Ein Stadionverbot kann schon ausgesprochen werden, wenn ein Ermittlungsverfahren von der Polizei eingeleitet wurde. Eine Verurteilung ist keine bindende Voraussetzung. Diese Praxis wird von Fanverbänden immer wieder kritisiert. Allerdings hat der Bundesgerichtshof bereits am 30.10.2009 festgestellt, dass dieses Vorgehen gesetzeskonform ist (Aktenzeichen: V ZR 253/08 ).

Der ewige Streit um Pyrotechnik

Randale beim Fußball steht oft in Zusammenhang mit Pyrotechnik.
Randale beim Fußball steht oft in Zusammenhang mit Pyrotechnik.

Von Fußball-Randale ist auch immer wieder die Rede, wenn es zum Einsatz pyrotechnischer Erzeugnisse im Stadion kommt. Pyrotechnik wird von den Fans als Teil der Fankultur verstanden. Sicherheitsbehörden und Politiker sehen darin ein Risiko für die Gesundheit der Stadionbesucher.

Wird ein Fan dabei erwischt, wie er Pyrotechnik abbrennt, muss dieser mit einem Stadionverbot rechnen. Auch ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wird eingeleitet. Dieses kann in ein hohes Bußgeld münden.

Kam es durch die Pyrotechnik zu einer Körperverletzung, drohen auch strafrechtliche Konsequenzen. Mit der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren“ setzen sich verschiedene aktive Fangruppen dafür ein, eine Genehmigung für den Einsatz bengalischer Feuer und Co. zu erhalten.

Bislang stoßen diese Forderungen beim Verband allerdings weitgehend auf taube Ohren. In anderen Ländern gibt es Konzepte, die ein ungefährliches Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen erlauben.

Erhält auch der Verein bei Fanrandale eine Strafe? 

Der Einsatz von Pyrotechnik durch eigene Fans kann den Verein teuer zu stehen kommen. Der DFB hat dafür einen einheitlichen Strafenkatalog, der Verein muss pro abgebrannten Gegenstand bezahlen. Der nachfolgenden Tabelle können Sie entnehmen, wie hoch die Strafen ausfallen:

Art des VergehensBundesliga2. Bundesliga3. Liga
Abbrennen von pyrotechnischen
Gegenständen (je Gegenstand)
1.000 €600 €350 €
Abschießen/Werfen von
pyrotechnischen Gegenständen (je
Gegenstand)
3.000 €1.500 €750 €

Kommt es beispielsweise im Laufe des Spiels zu einem Platzsturm, kann der Verein auch hierfür finanziell zur Verantwortung gezogen werden. Wer sich beim Fußball an einer Randale beteiligt, schadet dabei nicht nur sich selbst und anderen Menschen, sondern auch dem eigenen Verein.

Gibt es in anderen Ländern beim Fußball auch Randale?

Nicht nur in Deutschland kommt es zu Fanausschreitungen. Diese sind in fast allen europäischen Ligen anzutreffen. In einigen Ländern gibt es noch starke Vertreter der Hooligan-Szene. Die Hooligan-Bewegung stammt ursprünglich aus England.

Bei Hooligans handelt es sich um junge Männer, die sich in Gruppen zusammenfinden und im Umfeld von Fußballspielen eine Konfrontation mit anderen Gruppen suchen. Nicht selten finden auch konkrete Verabredungen für eine Schlägerei statt.

Eine Fußball-Randale, die von Hooligans ausgeht, zeichnet sich durch eine enorme Gewaltbereitschaft aus. Nicht selten kommt es dabei zu schweren Verletzungen oder sogar zu Todesfällen.

Beispielsweise in Serbien oder Russland ist die Szene noch sehr stark ausgeprägt. In England ist dieses Problem durch ein rigoroses Auftreten der Polizei und strikte Vorgaben für den Besuch von Fußballspielen nicht mehr so präsent.

Gut zu wissen: Zwar kann es in anderen Sportarten auch zu Fanausschreitungen kommen, diese stehen aber mit Abstand am häufigsten im Zusammenhang mit Fußballspielen. So sind Berichte über Randale beim Eishockey, Basketball, Baseball oder American Football selten bis gar nicht zu finden.

Quellen und weiterführende Links

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Wenn es beim Fußball zu Randale und Gewalt kommt
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Über den Autor

Sarah
Sarah K.

Sarah studierte Journalismus an der DEKRA-Hochschule für Medien in Berlin und unterstützt das Ratgeberportal anwalt.org nun bereits seit 2016 bei der Contenterstellung zu den unterschiedlichsten Rechtsgebieten. Ihr besonderes Interesse gilt dabei dem Presse-, Sport- und Sozialrecht. Außerdem ist sie für den Newsbereich verantwortlich.

Ein Gedanke zu „Wenn es beim Fußball zu Randale und Gewalt kommt

  1. Lisbeth

    Fußball ist ein Volkssport, der vielen Leuten Freude beschwert. Leider gibt es auch immer wieder solche, die es damit übertreiben und genau dafür ist das Sicherheitspersonal im Stadion da. Interessant, dass die Polizei unterschiedliche Konzepte hat, um Fußball-Randale zu verhindern.

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