Swatting: Harmlose Telefonstreiche oder Missbrauch von Notrufen?

Ist Swatting in Deutschland illegal? Die Antwort liefert dieser Ratgeber.
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FAQ: Swatting

Was ist Swatting?

Der Begriff „Swatting“ bezeichnet laut Definition den Missbrauch von einem Notruf. Dabei täuscht der Täter einen Notfall vor, mit dem Ziel, dass die Polizei und Rettungskräfte an einem bestimmten Ort oder bei einer bestimmten Person auftauchen. Mehr zur Herkunft der Bezeichnung erfahren Sie hier.

Was passiert, wenn man aus Spaß den Notruf wählt?

Der Missbrauch von Notrufen stellt gemäß StGB eine Straftat dar und wird mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet.

Wer trägt beim Missbrauch von Notrufen die Kosten für den Einsatz?

Für die Kosten des unnötigen Einsatzes der Rettungskräfte muss unter Umständen die Person aufkommen, die für den Missbrauch des Notrufes verantwortlich ist. Der Schadensersatz kann sich dabei schnell auf mehrere tausend Euro belaufen.

Swatting: Was ist das?

Durch den Missbrauch von Notrufen kann ein Großeinsatz der Polizei verursacht werden.
Durch den Missbrauch von Notrufen kann ein Großeinsatz der Polizei verursacht werden.

Wird der Notruf gewählt, gehen die Mitarbeiter in den Leitstellen grundsätzlich davon aus, dass es sich um einen echten Notfall handelt. Polizei und Rettungskräfte rücken dann entsprechend der geschilderten Situation aus. Da im Ernstfall jede Minute zählt, ist es nicht immer möglich, den Notruf umfassend zu verifizieren. Genau dieser Umstand ermöglicht das Swatting, bei dem falsche Notrufe abgesetzt werden, um anderen Personen zu schaden.

Die Bezeichnung leitet sich dabei von der amerikanischen Spezialeinheit „Special Weapons and Tactics“ (SWAT) ab, die unter anderem bei Geiselnahmen und Amokläufen zum Einsatz kommt. Diese Einsatzkräfte sind dazu ausgebildet, hochriskante Situationen zu bewältigen und stürmen dabei unter Umständen stark bewaffnet die Wohnung der vermeintlichen Opfer. Als deutsche Entsprechung gelten die Spezialeinsatzkommandos (SEK), bevor dieses losgeschickt wird, schaut üblicherweise aber eine Polizeistreife vorbei. Laut Experten vermutlich auch ein Grund, warum Swatting in Deutschland nicht so populär ist.

In den Vereinigten Staaten waren zeitweise vor allem Prominente von Swatting betroffen. Die Anrufer meldeten über den Notruf etwa bewaffnete Eindringlinge auf deren Anwesen und lösten dadurch Polizeieinsätze aus. Zu den Betroffenen zählten unter anderem Ashton Kutcher, Justin Bieber, Tom Cruise oder Paris Hilton.

Mittlerweile beobachten die Behörden vor allem in der Online-Gaming-Szene vermehrt Swatting. Ziel ist es dabei, unliebsamen Gegenspielern zu schaden, insbesondere wenn diese gerade selbst live Audio- oder Videoübertragungen streamen. Aufgrund dieser Beweggründe ist Swatting unter Umständen auch als Form des Cybermobbings zu werten.

Das deutsche Strafrecht kennt den Begriff „Swatting“ zwar nicht, allerdings lässt sich gemäß § 145 Strafgesetzbuch (StGB) der Missbrauch von Notrufen ahnden. Demnach stellt es eine Straftat dar, wenn Notfälle vorgetäuscht werden, um Einsätze von Rettungskräften auszulösen.

Ein Fall aus den USA zeigt, welche dramatischen Folgen Swatting haben kann. So wurde 2017 ein unschuldiger Mann infolge eines falschen Notrufes von der Polizei erschossen. Der verantwortliche Anrufer hatte wegen einer Wette beim Online-Gaming eine Geiselnahme vorgetäuscht und die Einsatzkräfte zu einem Unbeteiligten gelockt. 2019 wurde der Anrufer zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt.

Verurteilung wegen Swatting: Welche Strafe droht?

Aus Spaß den Notruf wählen: Der Missbrauch kann weitreichende Konsequenzen haben.
Aus Spaß den Notruf wählen: Der Missbrauch kann weitreichende Konsequenzen haben.

Dass Swatting kein lustiger Telefonstreich ist, zeigt sich bereits daran, dass der Gesetzgeber den Missbrauch von Notrufen als eine Straftat wertet. Schließlich besteht durch einen unnötigen Einsatz von Polizei und Rettungskräften immer das Risiko, dass diese bei einem echten Notfall fehlen und somit Menschenleben in Gefahr sind.

Welche Sanktionen für einen Notrufmissbrauch drohen, bestimmt ein Gericht. Dabei werden unter anderem die Umstände der Tat, aber auch die persönlichen Verhältnisse des Täters berücksichtigt. In welchem Rahmen sich die Strafe bewegt, gibt allerdings der Gesetzgeber in § 145 Abs. 1 StGB vor. Zum Strafmaß heißt es darin:

Wer absichtlich oder wissentlich

  1. Notrufe oder Notzeichen mißbraucht oder
  2. vortäuscht, daß wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Zusätzlich zu einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr muss der Täter allerdings mit weiteren Konsequenzen rechnen. Denn unter Umständen muss Schadensersatz für den herbeigeführten, unnötigen Einsatz der Rettungskräfte gezahlt werden. Die Ausgaben dafür können sich schnell auf mehrere tausend Euro belaufen. Kommen darüber hinaus noch Menschen durch den Einsatz zu Schaden, kann unter Umständen auch eine Anzeige wegen Körperverletzung drohen.

2015 wurde der Streamer „Drachenlord“ bei einem Livestream Opfer von Swatting. Um ein angebliches Feuer in seinem Haus zu löschen, rückten mehr als 100 Feuerwehrleute aus. Der Täter wurde insgesamt zu einer Freiheitsstrafe von 3,5 Jahren verurteilt, wobei 1,5 Jahre davon auf insgesamt vier vorsätzlich falsche Notrufe ausfielen. Die weiteren 2 Jahre Haft gehen auf andere Straftaten aus dem Bereich der Cyberkriminalität, wie Computerbetrug, zurück.

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

Nicole
Nicole P.

Seit 2016 verstärkt Nicole die Redaktion von anwalt.org. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Buchwissenschaft und Kulturanthropologie in Mainz. Zu ihren thematischen Schwerpunkten zählen unter anderem die verschiedenen Aspekte des Verkehrs- und insbesondere des Urheberrechts.

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