FAQ: Catcalling
Catcalling stellt laut Definition eine verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum dar. Diese kann unter anderem in Form von Nachrufen, Pfiffen, Kussgeräuschen, anzüglichen Bemerkungen oder dem sexuell motivierten Verfolgen einer Person auftreten. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen im Gesetz verwendeten, eindeutig definierten Begriff, sondern um eine umgangssprachliche Bezeichnung.
Einen eigenen Tatbestand fürs Catcalling sieht das Strafrecht in Deutschland nicht vor. Anhängig von den Umständen der Tat besteht unter Umständen aber die Möglichkeit, diese als Beleidigung oder sexuelle Belästigung zu ahnden.
Ob Sie die fürs Catcalling verantwortlichen Personen konfrontieren oder nicht, bleibt grundsätzlich Ihnen selbst überlassen. Denn Ihre eigene Sicherheit hat immer oberste Priorität. Weitere Informationen zu möglichen Maßnahmen finden Sie hier.
Inhalt
Catcalling: Was ist das?
Beim Catcalling handelt es sich um einen umgangssprachlichen Oberbegriff für verbale sexuelle Belästigungen, die vor allem im öffentlichen Raum stattfindet. Darunter sind unter anderem anzügliche Bemerkungen, obszöne Witze, aufdringliche Blicke, unpassende Aufforderungen zu sexuellen Handlungen sowie Kussgeräusche und Pfiffe zu verstehen.
Catcalling ist deutlich von Komplimenten und Flirts abzugrenzen, denn bei diesen handelt es sich um eine Annährung auf Augenhöhe. Im Gegensatz haben die Catcalls vor allem das Ziel, die andere Person zu erniedrigen.
Aus diesem Grund haben einige Länder sich dazu entschlossen, Catcalling juristisch zu ahnden. So ziehen entsprechende Äußerungen zum Beispiel in Frankreich ein Bußgeld von bis zu 1.500 Euro nach sich. Sanktionen drohen außerdem in Belgien, Portugal und den Niederlanden.
Warum heißt es „Catcalling“?
Tatsächlich ist der konkrete Ursprung der Bezeichnung „Catcalling“ nicht bekannt. Der Begriff stammt aus der englischen Umgangssprache und kann mit „Katzenrufen“ oder „Katzengeschrei“ übersetzt werden. Möglichweise lässt sich der Anglizismus daher auf die Maßnahmen und Äußerungen zurückführen, die ein Tierhalter beim Heranlocken einer Katze anwendet. Eine weitere Erklärung könnte im Paarungsverhalten von Katzen zu finden sein, denn diese suchen schreiend bzw. rufend nach einem Partner.
Welche Strafe droht für Catcalls?
Die strafrechtliche Verfolgung von Catcalling gestaltet sich in der Regel schwierig, denn für aufdringliche Blicke, anzügliche Bemerkungen oder das Hinterherpfeifen auf der Straße gibt es aktuell (Stand: April 2021) keinen geeigneten Tatbestand. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Straftaten in Verbindung mit dem Catcalling von Bedeutung sind. Dazu zählen unter anderem:
- Verbreitung pornographischer Inhalte (§ 184 StGB)
- sexuelle Belästigung (§ 184i StGB)
- Beleidigung (§ 185 StGB)
- Nachstellung (§ 238 StGB)
- Nötigung (§ 240 StGB)
Da es keine einheitliche Definition des Begriffs „Catcalling“ gibt, kann dieser je nach Auslegung auch entsprechende Äußerungen und ungewollte Kontaktaufnahmen im Internet umfassen. Werden im Zuge dessen unaufgefordert sogenannte „Dick Pics“ (Bilder der männlichen Geschlechtsorgane) versendet, kann dies als Verbreitung pornographischer Inhalte gemäß § 184 StGB gewertet werden. Der Gesetzgeber sieht dafür eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr vor.
Wie zuvor ausgeführt, ist unter Catcalling eine verbale sexuelle Belästigung zu verstehen. Wer einen Blick ins StGB wirft, kann dort unter § 184i den Tatbestand „sexuelle Belästigung“ vorfinden. Warum dieser aber dennoch nicht geeignet ist, um gegen Catcalling vorzugehen, zeigt sich in Absatz 1 des Paragraphen:
Wer eine andere Person in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt und dadurch belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn nicht die Tat in anderen Vorschriften dieses Abschnitts mit schwererer Strafe bedroht ist.
Damit eine sexuelle Belästigung vorliegt, setzt das Gesetz also eine körperliche Berührung voraus. Catcalls können dafür eine Vorstufe sein. Ähnlich gestaltet sich dies auch bei den Straftatbeständen Nachstellung und Nötigung.
Ob beim Catcalling eine Verurteilung wegen Beleidigung möglich ist, muss im jeweiligen Einzelfall geprüft werden. Ausschlaggebend ist dabei, ob eine herabwürdigende Äußerung vorliegt. Ist dies der Fall, droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.
Wird Catcalling künftig strafbar?
Im August 2020 startete eine Online-Petition, deren Ziel es ist, Catcalling in Deutschland zu ahnden. Insgesamt 69.444 Personen unterstützten diese, sodass sich nun der Petitionsausschuss im Deutschen Bundestag mit dem Thema befasst.
Neben einem möglichen Straftatbestand wäre auch eine Einordnung als Ordnungswidrigkeit möglich. Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) schlägt dafür in seinem Policy Paper zum Catcalling vom 14. April 2021 beispielsweise folgende Formulierung vor:
Ordnungswidrig handelt, wer eine andere Person verbal, durch Inhalte, Selbstentblößung oder sexuelle Handlungen auf eine Weise, die geeignet ist, sie herabzuwürdigen oder erheblich zu bedrängen, sexuell belästigt.
Catcalling: Wie verhalte ich mich richtig?
Sexuelle Belästigung ist grundsätzlich in keiner Form zu tolerieren und die Schuld für ein entsprechendes Fehlverhalten liegt niemals beim Opfer. Weder das Geschlecht, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, der ausgeübte Beruf noch die Kleidung bieten dafür eine Rechtfertigung.
Machen Sie Erfahrungen mit Catcalling, können Sie darauf auf verschiedene Weisen reagieren, wobei jeder für sich selbst die richtige Herangehensweise finden muss. Wichtig ist dabei immer, dass Sie an Ihre eigene Sicherheit denken. So ist es mitunter vielleicht der beste Weg, den Tätern keine Aufmerksamkeit zu schenken und unerwünschte Kommentare einfach zu ignorieren.
Sie können die verantwortliche Person aber auch direkt zur Rede stellen. Dabei sollten Sie Ihren Standpunkt klar machen. Auf Fragen wie „Was soll das?“ ist hingegen zu verzichten, denn mitunter legt sich Ihr Gegenüber diese Äußerung so aus, als ob Sie mit ihm/ihr ins Gespräch kommen wollen.
Fühlen Sie sich durch das Catcalling bedroht oder haben Sie Angst, ist es sinnvoll, sich Hilfe zu suchen. Hierbei kann es sich um Passanten handeln, die sich gerade in der Nähe aufhalten, oder auch um die Polizei.
Um richtig reagieren zu können, sollten Sie sich auch Ihrer Rechte bewusst sein. So können Sie einen unerwünschten Körperkontakt mit sexuellem Kontext oder Beleidigungen zur Anzeige bringen. Gleichzeitig gilt es aber auch darauf zu achten, nicht selbst beleidigend zu werden.
Hallo,
hört sich an als wäre jedes sexuell tendierendes Verhalten – solange es freundlich vorgebracht wird – von dem Opfer zu akzeptieren. Und Opfer ist die Person dann auch nicht mehr, denn sie ist nett gefragt worden. Kommt es jetzt zu einer Anzeige, wird man noch gefragt werden, warum man sich nicht geschmeichelt gefühlt hat.
Konkret: Ich gab eine Anzeige für Englischunterricht auf. Bekam eine SMS Anfrage ob ich gegen Bezahlung noch andere Tätigkeiten ausführen würde. Daraufhin habe ich mich blöd gestellt und nachgefragt was gemeint ist. Bekam zurück einen Smiley mit Schweißausbruch und Text: Man kann ja Mal fragen. Bekam in der Zeit wiederholt Anrufe mit unterdrückter Nummer und wenn ich aus Unachtsamkeit ran ging keine Antwort.
Nach einer Woche hing ein Aushang am schwarzen Brett bei REWE mit seiner Telefonnummer, dass er Mädchen und Frauen sucht, die gegen Geld für Fotos und Videoaufnahmen zur Verfügung stehen. Ist unsere Gesellschaft mittlerweile schon so degeneriert, dass diese Angebote als „normal“ zu gelten haben oder liegt eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat vor und wenn, dann welche?
Handelt es sich um eine sexuelle Belästigung oder nicht?
Dann freut es mich, dass er und sein Freund*Innenkreis jetzt Bescheid wissen, dass Catcalling strafbar ist. Nächstes Mal, sollte er schlauer sein :)
Ein Freund hat ein Schreiben wegen Beleidigung erhalten und überlegt nun, ob er zum Anwalt für Strafrecht gehen soll. Genauer gesagt, geht es in dem Fall um Catcalling. Mir war gar nicht bewusst, dass es sich dabei um eine verbale Belästigung handelt und dass es in einigen Ländern sogar ein Bußgeld gibt. Es ist das Beste, dass mein Freund sich an einen Anwalt wendet und beraten lässt. Vielen Dank für die Infos.
Dein Freund sollte sich schämen und das Bußgeld bezahlen. Anschließend sich persönlich fortbilden und hoffen, dass er irgendwann gebildet genug (an Intelligenz scheint es ihm zu mangeln) ist, um solche Sachen zu unterlassen.