Abstandsmessung: Dränglern auf der Spur

Von Jennifer A.

Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wie funktioniert die Abstandsmessung auf der Autobahn?
Wie funktioniert die Abstandsmessung auf der Autobahn?

FAQ: Abstandsmessung

Wie wird eine Abstandsunterschreitung gemessen?

Mithilfe verschiedener Messverfahren lässt sich überprüfen, ob der vorgeschriebene Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug eingehalten wurde. Möglich ist dies zum Beispiel durch die Videostoppuhr oder aus einem Polizeiauto heraus.

Wird man bei der Abstandsmessung geblitzt?

Nein, denn der Nachweis des Abstandsverstoßes erfolgt üblicherweise mithilfe einer Videoaufnahme. Somit zählen die Messgeräte genau genommen nicht zu den Blitzern.

Wann ist eine Abstandsmessung ungültig?

Grundsätzlich lassen sich Messfehler nicht vollständig ausschließen. So kann es beispielsweise bei der Installation der Messgeräte oder auch der Auswertung des Videomaterials zu Ungenauigkeiten kommen, die ggf. einen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid rechtfertigen. Für eine Einschätzung sollten sich betroffene Fahrer an einen Anwalt für Verkehrsrecht wenden.

Wie viel Abstand ist vorgeschrieben?

Wer von einem Abstandsmesser erwischt wird, muss mit einem Bußgeldbescheid rechnen.
Wer von einem Abstandsmesser erwischt wird, muss mit einem Bußgeldbescheid rechnen.

Als Autofahrer ist ein ausreichender Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden essentiell, damit Ihnen genug Zeit bleibt, Ihr Fahrzeug rechtzeitig stoppen zu können, wenn dies plötzlich notwendig ist. Hierbei gilt als Richtwert, dass der Abstand innerorts so weit sein sollte wie die Strecke, die innerhalb von einer Sekunde zurückgelegt wird. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h entspricht das 15 Metern bzw. drei Fahrzeuglängen.

Dementsprechend muss sich der Sicherheitsabstand erhöhen, je schneller Sie fahren. Außerorts beläuft sich der Richtwert auf den halben Tachowert bzw. die in zwei Sekunden zurückgelegte Strecke. Bei 100 km/h entspricht das einem Sicherheitsabstand von 50 Metern. Für Lkw mit einer zulässigen Gesamtmasse über 3,5 Tonnen und Kraftomnibusse gilt bereits ab 50 km/h ein einzuhaltender Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern.

Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt den erforderlichen Abstand nur im Fall von Lkw und Omnibussen. Für Pkw ist unter § 4 Abs. 1 StVO lediglich folgende Vorgabe festgeschrieben:

Der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug muss in der Regel so groß sein, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn es plötzlich gebremst wird.

Der Richtwert des halben Tachowertes erlangt aber dadurch Bedeutung, dass er die Bemessungsgrundlage ist, nach der sich der Bußgeldkatalog richtet.

Abstandsmessung: Wie wird gemessen?

Grundsätzlich liegt ein Abstandsverstoß erst dann vor, wenn ein Pkw-Fahrer den erforderlichen Abstand nicht nur vorübergehend unterschritten hat, etwa weil ein anderes Fahrzeug plötzlich die Spur gewechselt hat. Bei Lkw und Omnibussen gilt diese Regelung hingegen nicht. Damit ein Abstandsverstoß geahndet werden kann, muss er durch eine Abstandsmessung aufgezeichnet werden. Hierfür stehen den Beamten unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.

Die Messung per stationärer Videoüberwachung

Aufgrund des übersichtlichen Streckenverlaufs eignet sich die Autobahn für die Abstandsmessung.
Aufgrund des übersichtlichen Streckenverlaufs eignet sich die Autobahn für die Abstandsmessung.

Eine Videostoppuhr kann grundsätzlich nur Geschwindigkeitsverstöße registrieren. In Kombination mit einer Video-Brücken-Abstandsmessanlage können jedoch auch Abstandsverstöße aufgezeichnet werden.

Hierbei wird eine Kamera auf einer Brücke installiert, die einen bestimmten Abschnitt 24 Stunden am Tag überwacht. Die eingesetzten Beamten beobachten die Bilder der Kamera. Erkennen sie dabei ein Fahrzeug, das den Mindestabstand unterschreitet, lösen sie manuell eine zweite Kamera aus, die zuvor neben dem Fahrbahnrand installiert wurde.

Auf den Bildern, die diese Kamera macht, erkennt man das Kfz-Kennzeichen und den Autofahrer von nahem. Somit kann die Bußgeldstelle den Fahrzeughalter ermitteln und einen Bußgeldbescheid zustellen.

Mögliche Fehlerquellen hierbei sind jedoch nicht auszuschließen, da diese Art der Abstandsmessung nicht automatisiert erfolgt. Wollen Sie gegen die Abstandsmessung Einspruch einlegen, sollten Sie sich davon überzeugen, dass ein Referenz-Video der ersten Kamera existiert. Auch können Sie sich die Beweisfotos durch die Beantragung von Akteneinsicht ansehen.

Die Messung von einer Autobahnbrücke

Um eine Abstandsmessung auf der Autobahn durchzuführen, ist auch die Installation einer Kamera auf einer Brücke möglich, die den Verkehr in einem mehrere hundert Meter umfassenden Streckenabschnitt überwacht. Diese Kamera fertigt eine Sequenz von Standbildern an, anhand derer beurteilt werden kann, ob der Sicherheitsabstand zwischen zwei Fahrzeugen ausreichend war.

Durch die Anfertigung mehrerer Bilder können die Beamten, die die Abstandsmessungen auswerten, auch erkennen, ob ein Abstand nur kurze Zeit zu gering war. Das kann etwa der Fall sein, wenn der Vorausfahrende plötzlich bremst.

In der Regel wird bei einer Unterschreitung des Sicherheitsabstandes eine Toleranz von drei Metern zugunsten des Fahrers abgezogen.

Die Messung durch einen Sensor

Abstandsmessungen können sowohl stationär als auch mobil erfolgen.
Abstandsmessungen können sowohl stationär als auch mobil erfolgen.

Die dritte Variante der Abstandsmessung ist die Sensor-Messung aus einem Polizeiauto heraus. Der Abstandsmesser zeichnet ein Video der vorbeifahrenden Fahrzeuge auf und misst dabei deren Abstand und Geschwindigkeit.

Eine Verfälschung des Messergebnisses ist mitunter durch bestimmte Winkelveränderungen zwischen Fahrzeug und Sensor möglich. Auch können kurzzeitige Abstandsschwankungen unter Umständen nicht zuverlässig erfasst werden. Insbesondere bei variierenden Geschwindigkeiten der Fahrzeuge kann das der Fall sein.

Um diese Fehlerquelle zu neutralisieren, wird zugunsten des Fahrers eine Toleranz von fünf Prozent abgezogen. Die mobile Videoüberwachung hat den Vorteil, dass ein bestimmter Autofahrer über längere Zeit hinweg beobachtet werden kann. Die Abstandsmessung von einer Brücke bietet diese Möglichkeit nur in sehr begrenztem Umfang.

Wird auf diese Weise ein Abstandsverstoß festgestellt, wird der entsprechende Fahrer häufig unmittelbar von der Polizei auf einen Rastplatz geleitet und anhand der Videoaufzeichnung mit dem Vorwurf konfrontiert.

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

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Jennifer A.

Jennifer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit 2018 ist sie fester Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie nutzt ihr breites Wissen über das deutsche Rechtssystem seither für die Erstellung gut verständlicher Texte in Bereichen wie dem Asylrecht, Steuerrecht und Verbraucherrecht.

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