2015 entschied die Bundesregierung um die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Deutschland seine Grenzen für Flüchtlinge aus Krisen- und Kriegsgebieten öffnen würde. Zehn Jahre später zieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) in einer Studie Bilanz.
„Wir schaffen das“-Studie: Viele Flüchtlinge haben Arbeit gefunden

Als Deutschland im Jahr 2015 für hunderttausende Flüchtlinge seine Grenzen öffnete, um ihnen Asyl zu gewähren, erklärte Angela Merkel auf einer Pressekonferenz: „Wir schaffen das“. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) zeigt nun, dass es zumindest auf dem Arbeitsmarkt für viele Flüchtlinge des Jahres 2015 Platz gegeben hat.
Migrationspolitik ist auch zehn Jahre später ein Thema, das für Diskussionen in Deutschland sorgt. Die Bundestagswahl 2025 wurde durch sie dominiert. Aus verschiedenen politischen Lagern gibt es immer wieder Kritik an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel sowie der nachfolgenden Ampel-Regierung zwischen 2021 und 2024.
Häufige Kritikpunkte sind beispielsweise, dass die Geflüchteten den Staat mehr kosten als nützen würden oder den Sozialstaat ausnutzen würden, anstatt einer Tätigkeit nachzugehen.
Die Zahlen der sogenannten „Wir schaffen das“-Studie zeigen jedoch, dass die Quote der erwerbstätigen Geflüchteten nur leicht geringer als die der Gesamtbevölkerung in Deutschland ist. Von den im Jahr 2015 in Deutschland eingetroffenen Menschen haben 64 Prozent im Alter zwischen 15 Jahren und dem Renteneintrittsalter eine Beschäftigung gefunden. In der Gesamtbevölkerung liegt die Erwerbstätigenquote laut des IAB bei 70 Prozent.
Einen deutlichen Unterschied gibt es allerdings bei der Beschäftigung zwischen Männern und Frauen, die 2015 aus Drittstaaten nach Deutschland gekommen sind:
- Erwerbstätigenquote geflüchteter Männer: 76 Prozent
- Erwerbstätigenquote geflüchteter Frauen: 35 Prozent
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung herrscht hier ein deutlich größeres Ungleichgewicht:
- Erwerbstätigenquote Männer insgesamt: 72 Prozent
- Erwerbstätigenquote Frauen insgesamt: 69 Prozent
Entgegen mancher kritischen Stimmen hat dies jedoch laut Herbert Brücker, Autor der „Wir schaffen das“-Studie, wenig mit religiösen oder kulturellen Mustern zu tun, sondern zentral mit fehlender Kinderbetreuung. Auch gesundheitliche Probleme seien eine häufige Ursache für die geringe Beschäftigungsquote geflüchteter Frauen in Deutschland.
IAB weist auf erhebliche Unterschiede beim Einkommen hin
Das IAB hat neben der reinen Erwerbstätigenquote noch weitere Faktoren untersucht. Beispielsweise liegt der Verdienst der meisten Geflüchteten deutlich unter dem Median-Verdienst der Gesamtbevölkerung.
Zwar ist der Median-Verdienst der Flüchtlinge aus 2015 laut der „Wir schaffen das“-Studie zwischen 2016 und 2023 von 1.398 Euro pro Monat auf 2.675 Euro gestiegen. Der Wert mache aber immer noch nur 71 Prozent des Median-Wertes der Gesamtbevölkerung aus.
Was bedeutet Median? Dieser Wert gibt einen genauen Mittelwert an. In diesem Fall heißt es also, dass 50 Prozent der Beschäftigten mehr und 50 Prozent der Beschäftigten weniger als monatlich 2.675 Euro verdienen.
Das vergleichsweise geringe Einkommen ist jedoch laut Yuliya Kosyakova, Co-Autorin der „Wir schaffen das“-Studie, nicht das einzige Problem bei der Arbeitsaufnahme durch Flüchtlinge, wie sie gegenüber der ARD erläuterte:
Lange Asylverfahren, der lange Aufenthalt in Gemeinschaftsunterkünften, Sachleistungen und Bezahlkarten, Wohnsitzauflagen. Auch die Aussetzung des Familiennachzugs gehört dazu. […] Unsere Forschung zeigt, dass Menschen, die sich willkommen fühlen, schneller Arbeit finden.