
FAQ: Grad der Behinderung bei PTBS
Wie viel Prozent der GdB bei PTBS beträgt, ist abhängig von der Schwere der Beeinträchtigung. Leichte PTBS wird nach der GdB-Tabelle mit 0 bis 20 bewertet, bei stärkeren Einschränkungen sind 30 bis 40 möglich.
Für eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung ist ein Grad der Behinderung ab 50 möglich. Bei besonders schweren Verläufen kann der GdB auch 80 oder mehr betragen. Wie viel Prozent GdB bei anderen PTBS-Formen möglich sind, erfahren Sie hier.
Ab einem GdB von 50 (Schwerbehinderung) gibt es z. B. besonderen Kündigungsschutz, zusätzlichen Urlaub, steuerliche Vergünstigungen, Vorteile im Nahverkehr und die Möglichkeit früherer Rente. Bei einem GdB ab 30 können Sie eine Gleichstellung beantragen.
Inhalt
Ist PTBS eine Form der Behinderung?

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die durch extreme Belastungen wie Gewalt, Missbrauch, Kriegserfahrungen oder andere traumatische Ereignisse ausgelöst werden kann.
Neben den gesundheitlichen Herausforderungen stellt sich für Betroffene oft die Frage, ob und wie PTBS als Behinderung/Schwerbehinderung anerkannt werden kann – insbesondere im Hinblick auf den Grad der Behinderung (GdB) bei PTBS und mögliche Nachteilsausgleiche.
In Deutschland regelt §2 Abs. 1 SGB IX, wann eine gesundheitliche Einschränkung als Behinderung gilt:
(1) Menschen mit Behinderungen sind Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können
Da PTBS häufig mit starken Einschränkungen im sozialen und beruflichen Bereich verbunden ist – etwa durch Angstzustände, Flashbacks oder Konzentrationsstörungen – erfüllen viele Betroffene diese Kriterien. PTBS wird zudem im ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme in der 10. Revision) als eigenständige Diagnose aufgeführt. Somit ist die posttraumatische Belastungsstörung eine Behinderung.
Wenn die Auswirkungen dauerhaft und gravierend sind – z. B. für eine komplexe PTBS – ist auch eine Schwerbehinderung möglich. Diese besteht ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50.
Wie viel Prozent GdB bekommt man bei PTBS?

In welcher Höhe der Grad der Behinderung bei PTBS ausfällt, richtet sich nach den Versorgungsmedizinischen Grundsätzen. Entscheidend ist, wie stark die Erkrankung die Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit sowie die soziale Anpassungsfähigkeit beeinträchtigt.
Die komplexe PTBS beispielsweise entwickelt sich häufig infolge schwerer, anhaltender oder wiederholter traumatischer Erlebnisse. Im Unterschied zur einfachen PTBS sind die Beeinträchtigungen hier deutlich tiefgreifender – insbesondere im Denken, in der Emotionsregulation und im sozialen Verhalten. Aufgrund dieser erheblichen Einschränkungen wird für die komplexe posttraumatische Belastungsstörung meist ein Grad der Behinderung ab 50 aufwärts anerkannt.
In der GdB-Tabelle wird PTBS nicht explizit aufgeführt. Dennoch können Sie sich bei der Einschätzung am Schweregrad orientieren, indem Sie vergleichbare psychische Erkrankungen heranziehen, die dort aufgeführt sind:
Ausprägung der Störung | GdB | Form(en) der PTBS |
---|---|---|
Leichtere psychovegetative oder psychische Störungen | 0-20 | Leichte PTBS: Geringe Beeinträchtigungen, Berufstätigkeit und soziale Kontakte sind weitgehend erhalten. |
Wesentliche Einschränkung der Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit | 30-40 | Stärker behindernde PTBS, chronische PTBS (bei moderater Ausprägung): Kontaktschwäche und Vitalitätseinbußen |
Schwere Störungen mit mittelgradigen sozialen Anpassungsschwierigkeiten | 50-70 | Schwere, chronische oder komplexe PTBS; chronische PTBS mit deutlichen Einschränkungen, komplexe PTBS ab dieser Schwelle typisch |
Schwere Störungen mit schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten | 80-100 | Sehr schwere chronische oder komplexe PTBS, meist mit Komorbiditäten (z. B. Depressionen, Angststörungen), massiver sozialer Rückzug, starke Isolation |
Es gibt verschiedene Urteile zum GdB bei PTBS: Das Sozialgericht Altenburg entschied beispielsweise (Az. S 19 SB 101/22), dass ein Grad der Behinderung bei chronischer PTBS von 60 gerechtfertigt ist. Dies gilt auch dann, wenn der Kläger trotz der Erkrankung gelegentlich Bühnenauftritte als Schlagersänger wahrnimmt.
Mehrere Diagnosen: Welcher GdB gilt bei PTBS und Depressionen

Welcher Grad der Behinderung bei einer PTBS in Kombination mit weiteren psychischen Störungen möglich ist, hängt davon ab, inwieweit die Gesamtheit der Beschwerden das tägliche Leben und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einschränkt.
Nicht selten tritt PTBS gemeinsam mit anderen mentalen Erkrankungen auf, insbesondere mit depressiven Störungen. Diese Begleiterkrankung kann sich auf die GdB-Einstufung auswirken. Das zuständige Versorgungsamt betrachtet dabei nicht jede Diagnose isoliert, sondern prüft das Gesamtbild der gesundheitlichen Beeinträchtigung.
Folgende Aspekte sind dabei wichtig:
- Einzelne GdB-Werte werden nicht addiert.
- Es erfolgt eine individuelle Gesamtbewertung aller Beeinträchtigungen.
- Symptome, die sich überschneiden oder ähnlich auswirken, werden nicht doppelt gewertet.
- Wenn sich verschiedene Erkrankungen gegenseitig verstärken, kann dies den Gesamt-GdB erhöhen.
Bei einer Kombination aus mittelschwerer PTBS und mittelgradiger Depression kann ein Gesamt-GdB von 50 oder mehr anerkannt werden – abhängig von der tatsächlichen Beeinträchtigung im Alltag.
So beantragen Sie für eine PTBS einen Grad der Behinderung

Wollen Sie für eine posttraumatische Belastungsstörung einen Grad der Behinderung beantragen, müssen Sie einen Antrag auf Feststellung des GdB beim zuständigen Versorgungsamt stellen.
Folgende Unterlagen benötigen Sie dafür:
- Ausführlicher ärztlicher Bericht (idealerweise vom Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie)
- Angaben zu Behandlungen, Therapien und Krankenhausaufenthalten
- Falls vorhanden: Sozialmedizinisches Gutachten oder Psychotherapie-Berichte
Es ist sinnvoll, dem Antrag auf einen Grad der Behinderung bei PTBS eine eigene Schilderung der Alltagsbeeinträchtigungen beizulegen, um die individuelle Belastung deutlich zu machen. Die Bearbeitung kann mehrere Monate dauern. Wird der Antrag abgelehnt oder ein zu niedriger GdB festgelegt, können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen..
Welche Nachteilsausgleiche gibt es bei PTBS?

Ein Nachteilsausgleich soll Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen – darunter auch PTBS – ermöglichen, bestehende Benachteiligungen im gesellschaftlichen Leben auszugleichen. Er steht Menschen mit körperlichen, seelischen (psychischen), geistigen oder Sinnesbeeinträchtigungen zu, wenn diese länger als sechs Monate andauern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen.
Schon ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 20 profitieren Sie von steuerlichen Erleichterungen. Sie können einen Behinderten-Pauschbetrag geltend machen, der sich je nach Höhe des GdB erhöht.
Haben Sie einen GdB von 30 oder 40, können Sie eine Gleichstellung beantragen. Damit sichern Sie sich z. B. einen besonderen Kündigungsschutz und Unterstützung durch Integrationsämter im Berufsleben.
Ab einem Grad der Behinderung bei PTBS von 50 (Schwerbehinderung) stehen Betroffenen verschiedene Nachteilsausgleiche zu:
- Kündigungsschutz im Arbeitsverhältnis
- Zusätzlicher Urlaubsanspruch (i.d.R. 5 Tage pro Jahr)
- Steuerlicher Pauschbetrag
- Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr
- Frühere Altersrente für schwerbehinderte Menschen
Bei sehr schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten (GdB 100) können Sie das Merkzeichen „H“ erhalten. Dies berechtigt u.a. zu kostenloser Beförderung im öffentlichen Nahverkehr und weiteren steuerlichen Vorteilen.