Financial Fair Play: Wie die Uefa die Finanzen der Klubs kontrolliert

Von Sarah K.

Letzte Aktualisierung am: 21. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Wieso hat die Uefa das Financial Fair Play eingeführt?
Wieso hat die Uefa das Financial Fair Play eingeführt?

Geld regiert die Welt, vor allem den Fußball. Von Fans wird längst beklagt, dass beim Spiel mit dem runden Leder nur noch der Kommerz einziehen und dabei Tradition und Werte verraten würden. Tatsächlich sind gerade in den letzten Jahren die Ausgaben für Spielertransfers in unermessliche Höhen gestiegen.

Der bis dato teuerste Spieler der Welt, Neymar da Silva Santos Júnior, wechselte zur Saison 2017/2018 für 220 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Trotz Millioneneinnahmen der einzelnen Klubs steht dennoch die Frage im Raum, wie Spielerverpflichtungen zu solchen Summen überhaupt finanziert werden. Das Potenzial für eine hohe Verschuldung ist bei solchen Ausgaben stets gegeben – vor allem dann, wenn der sportlich erhoffte Erfolg nicht eintritt.

Um einer Überschuldung der europäischen Vereine entgegenzutreten, hat die Uefa das Financial Fair Play eingeführt. Doch wie funktioniert das eigentlich genau? Welche Strafen werden ausgesprochen, wenn sich die Vereine nicht an die Vorgaben halten? Darüber klärt der nachfolgende Ratgeber auf.

FAQ: Financial Fair Play

Was bedeutet Financial Fair Play?

Hier finden Sie eine Definition für das Financial Fair Play, welches von der FIFA eingeführt wurde.

Welche Ziele verfolgt das Financial Fair Play?

Das Financial Fair Play soll dafür sorgen, dass sich Vereine nicht überschulden und mehr Geld ausgeben als sie einnehmen.

Wie werden Verstöße gegen das Financial Fair Play geahndet?

Hier haben wir die Konsequenzen aufgelistet, die bei Verstößen gegen das Financial Fair Play drohen.

Financial Fair Play: Eine Definition

In diesem Ratgeber finden Sie eine Financial-Fair-Play-Erklärung.
In diesem Ratgeber finden Sie eine Financial-Fair-Play-Erklärung.

Grob zusammengefasst lässt sich das Financial Fair Play wie folgt definieren: Es handelt sich dabei um eine Kontrolle, die gewährleisten soll, dass sich die finanzielle Gesundheit der europäischen Fußballklubs verbessert.

Grundsätzlich verfolgt die Uefa das Ziel, dass Vereine nicht mehr ausgeben, als sie tatsächlich einnehmen. Vor allem Spielertransfers können hierbei für ein Defizit sorgen, sind doch die Ablösesummen in den letzten Jahren rasant gestiegen.

Wer die besten Spieler im eigenen Team haben möchte, muss schnell eine Summe von mehreren Millionen investieren. Genehmigt wurde das Financial Fair Play als Sportrecht im Jahr 2010, erste Bewertungen wurden im Jahr 2011 vorgenommen.

Seit 2013 greift die sogenannte „Break-even-Anforderung“, welche besagt, dass die Ausgaben die Einnahmen über einen Zeitraum von drei Jahren nicht übersteigen dürfen. Wie die Regularien konkret aussehen, wird im weiteren Textverlauf geklärt.

Wichtig: Das Financial Fair Play greift vor allem auf europäischer Ebene. Die einzelnen Fußballligen haben eigene Anforderungen an die Vereine. So gibt es von der Deutschen Fußball Liga (DFL) konkrete Vorgaben, die erfüllt werden müssen, damit Vereine die Lizenzen für die entsprechende Spielklasse erhalten. Die Auflagen reichen von Anforderungen an das Stadion bis hin zu einer Bewertung der finanziellen Situation des jeweiligen Vereins.

Von der Uefa ausgegebene Ziele des Financial Fair Play

Mit dem Financial Fair Play will die Uefa auch erreichen, dass der Nachwuchs mehr gefördert wird.
Mit dem Financial Fair Play will die Uefa auch erreichen, dass der Nachwuchs mehr gefördert wird.

Nun drängt sich die Frage auf, warum sich die Uefa überhaupt in die Finanzen der einzelnen Klubs einmischt. Grundsätzlich geht es darum, der steigenden Verschuldung der europäischen Fußballklubs entgegenzuwirken. Folgende Hauptziele für das Financial Fair Play gibt die Uefa aus:

  • Erhöhung der Disziplin und Rationalität im Bereich der Klubfußballfinanzen;
  • Verringerung des Drucks auf Gehälter und Transfersummen und Eindämmung der Inflation;
  • Ermutigung der Vereine, im Rahmen ihrer eigenen Einnahmen zu wirtschaften;
  • Förderung langfristiger Investitionen im Nachwuchs- und Infrastrukturbereich;
  • Wahrung der langfristigen Lebensfähigkeit des europäischen Klubfußballs;
  • Sicherstellung, dass die Vereine ihren Verbindlichkeiten fristgerecht nachkommen.

Quelle: de.uefa.com

Ein wesentlicher Anstoß für die Einführung vom Financial Fair Play waren die gestiegenen Spielergehälter und Transfersummen, welche bei einem Spielerwechsel über den Tisch gehen. Ziel war auch zu verhindern, dass sich immer mehr Vereine über Kredite oder privates Vermögen finanzieren.

Financial Fair Play: Regeln für die einzelnen Klubs

Doch wie müssen die Vorgaben des Financial Fair Play in den Klubs konkret umgesetzt werden? Nur unter dem Leitmotiv „Es darf nicht mehr ausgegeben als eingenommen werden“ zu arbeiten, wäre für die einzelnen Vereine kontraproduktiv und würde eine Entwicklung fast unmöglich machen.

Daher gibt es auch beim Financial Fair Play Ausnahmen, die größere Investitionen erlauben. So sind bestimmte Investitionen von der „Break-even-Rechnung“ ausgenommen. Das sind Projekte wie ein Stadionausbau, Verbesserung der Trainingseinrichtungen, Juniorenförderung oder auch Investitionen in den Frauenfußball.

So soll gewährleistet werden, dass auch weiterhin ein Fortschritt möglich ist. Zudem existieren Schuldenobergrenzen, die allerdings im Laufe des Jahres 2018 reduziert bzw. komplett abgeschafft werden sollen.

So war es für die Bewertungszeiträume 2013/14 und 2014/15 möglich, ein Minus von 45 Millionen Euro zu erwirtschaften, ohne dass dafür Sanktionen von der Uefa ausgesprochen wurden. In den Bewertungszeiträumen 2015/16, 2016/17 und 2017/18 wurde die Obergrenze auf 30 Millionen Euro gesenkt.

Seit der Einführung ist das Financial Fair Play immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt. Ein großer Kritikpunkt ist das nicht eindeutig formulierte Regelwerk. Dieses gewährleiste vor allem, dass die großen Vereine groß bleiben und die kleinen Vereine klein.

Sanktionen wegen des Verstoßes gegen das Financial Fair Play

Auch bei internationalen Spielen muss sich an die Financial-Fair-Play-Regeln gehalten werden.
Auch bei internationalen Spielen muss sich an die Financial-Fair-Play-Regeln gehalten werden.

Alle europäischen Klubs, die an einem internationalen Wettbewerb wie der Champions oder Europa League teilnehmen wollen, müssen sich an die Regeln vom Financial Fair Play halten. Kommen Sie ihren Verpflichtungen nicht nach und geben mehr Geld aus, als sie einnehmen, kann die Uefa Sanktionen aussprechen. Der Maßnahmenkatalog umfasst dabei folgende Punkte:

  1. Ermahnung
  2. Verweis
  3. Geldstrafe
  4. Punktabzug
  5. Einbehaltung von Einnahmen aus einem Uefa-Wettbewerb
  6. Verbot der Meldung von neuen Spielern für Uefa-Wettbewerbe
  7. Beschränkung der Anzahl der Spieler, die ein Verein zur Teilnahme an Uefa-Wettbewerben registrieren darf, einschließlich einer Beschränkung der Gesamt-Personalausgaben für in der Liste A von Uefa-Klubwettbewerben eingetragene Spieler
  8. Ausschluss aus dem laufenden und/oder künftigen Wettbewerben
  9. Widerruf von Titeln oder Auszeichnungen

Seit Einführung vom Financial Fair Play mussten schon einige Vereine Strafen über sich ergehen lassen. Jüngst traf es den AC Mailand. Der Verein gab im Jahr 2017 über 170 Millionen Euro für neue Spieler aus. Unter den Neuzugängen waren unter anderem die ehemaligen Bundesligaprofis Hakan Calhanoglu und Ricardo Rodriguez.

Da der dadurch erhoffte sportliche Erfolg ausblieb, konnten die Ausgaben nicht durch Einnahmen gedeckt werden. In der Liga erreichte der Klub immerhin Platz sechs, welcher zur Teilnahme an der Europa League in der Saison 2018/2019 berechtigt.

Doch da haben die Italiener die Rechnung ohne die Uefa gemacht: Da der Club die Regeln vom Financial Fair Play verletzt hat, wurde er kurzerhand von der Teilnahme an der Europa League ausgeschlossen. Dieses Verbot gilt auch für die Saison 2019/2020. Dieses Urteil kann allerdings noch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS angefochten werden.

Kommt Paris St. Germain um eine Strafe rum?

Bei der französischen Mannschaft war das Financial Fair Play zunächst nicht sehr gut aufgestellt.
Bei der französischen Mannschaft war das Financial Fair Play zunächst nicht sehr gut aufgestellt.

170 Millionen für neue Spieler wirken verglichen mit den Ausgaben des französischen Meisters Paris St. Germain fast lächerlich. Die Franzosen gaben im Jahr 2017 nicht nur 222 Millionen für Neymar aus, in der gleichen Transferperiode wurde zudem das Talent Kylian Mbappé verpflichtet.

Um das Financial Fair Play zu umgehen, wechselte dieser jedoch zunächst auf Leihbasis vom AS Monaco nach Paris. Doch alleine die Ausgaben für Neymar reichen für eine Sanktion der Uefa aus. Nach der Strafe für den AC Mailand wurden die Verantwortlichen in Paris offenbar nervös und leiteten den Verkauf mehrere Spieler ein.

Die dabei erwirtschafteten Summen reichen nach aktuellem Kenntnisstand offenbar aus, um Sanktionen von der Uefa zu umgehen. Vorerst.

Sollte Kylian Mbappé fest verpflichtet werden, wird eine Ablösesumme von 180 Millionen Euro fällig. Nach Medienberichten würde dies bedeuten, dass Paris bis zum 30. Juni 2019 Netto-Einnahmen von insgesamt rund 150 Millionen Euro vorweisen muss.
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Über den Autor

Sarah
Sarah K.

Sarah studierte Journalismus an der DEKRA-Hochschule für Medien in Berlin und unterstützt das Ratgeberportal anwalt.org nun bereits seit 2016 bei der Contenterstellung zu den unterschiedlichsten Rechtsgebieten. Ihr besonderes Interesse gilt dabei dem Presse-, Sport- und Sozialrecht. Außerdem ist sie für den Newsbereich verantwortlich.

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Ein Gedanke zu „Financial Fair Play: Wie die Uefa die Finanzen der Klubs kontrolliert

  1. Lisbeth

    Ich wusste gar nicht, dass die Uefa um einer Überschuldung der europäischen Vereine entgegenzutreten, das Financial Fair Play eingeführt hat. Mit einem Finanzberater hätten sich die Vereine das vielleicht sparen können. Gut, dass unser kleiner Verein einen hat.

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