Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Menschen mit Migrationshintergrund machen ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung aus.
Menschen mit Migrationshintergrund machen ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung aus.

FAQ: Migrationshintergrund

Was versteht man unter Migrationshintergrund?

Von einem Migrationshintergrund ist bei einer Person die Rede, die keine deutsche Staatsangehörigkeit durch Geburt besitzt. Eine ausführlichere Definition zum Begriff Migrationshintergrund können Sie hier nachlesen.

Was ist der Unterschied zwischen Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund?

Von einem Ausländer ist in Deutschland die Rede, wenn eine Person nicht-deutsch im Sinne von Art. 116 Abs. 1 Grundgesetz ist, also im Gegensatz zu Menschen mit Migrationshintergrund nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Das Migrationsrecht sieht aber Möglichkeiten vor, wie Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen können.

Wie hat sich der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland entwickelt?

In Deutschland lag der Anteil an Migrationshintergrund in der Gesamtbevölkerung 2023 bei 29,7 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund unter 5 Jahren gab es 2023 in Deutschland zu einem Anteil von 43,1 Prozent. Mehr zur Entwicklung erfahren Sie hier.

Migrationsdebatte in Deutschland: Begriffserklärung und Entwicklung

Menschen mit Migrationshintergrund in Prozent: Der Bevölkerungsanteil in Deutschland steigt stetig an.
Menschen mit Migrationshintergrund in Prozent: Der Bevölkerungsanteil in Deutschland steigt stetig an.

Migration ist in Deutschland seit Jahren ein stark diskutiertes Thema, insbesondere in der Politik. Vieles im Wahlkampf definiert sich über das Thema Ausländerpolitik und Migration. In den letzten Jahren ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland stetig angestiegen, insbesondere seit der sogenannten Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016.

Entsprechend gibt es immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, wie eine Statistik des statistischen Bundesamtes zeigt. Doch was bedeutet Migrationshintergrund eigentlich genau? Wann hat man einen Migrationshintergrund? Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben aktuell tatsächlich in Deutschland? Und wie viele Deutsche haben einen Migrationshintergrund? Das und mehr erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Zunächst wollen wir uns beim Begriff Migrationshintergrund mit der Definition auseinandersetzen. Denn obwohl die Migrationsdebatte in Deutschland eine der am intensivsten geführten Diskussionen ist, ist der Begriff Migrationshintergrund und seine Bedeutung vielen Menschen gar nicht eindeutig klar.

Definition: Was heißt Migration eigentlich genau?

Was ist ein Migrationshintergrund? Menschen ohne gebürtig erlange Staatsbürgerschaft haben einen Migrationshintergrund.
Was ist ein Migrationshintergrund? Menschen ohne gebürtig erlange Staatsbürgerschaft haben einen Migrationshintergrund.

Für viele Menschen stellt sich die Frage: Was ist ein Migrationshintergrund bzw. wann habe ich einen Migrationshintergrund? In Deutschland bedeutet das, dass eine Person nicht in Deutschland geboren ist oder alternativ mindestens ein Elternteil nicht gebürtig aus Deutschland stammt.

Das bedeutet nicht, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen können. Im Gegenteil: Oft wird zwischen Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund insofern unterschieden, dass von Ausländern die Rede ist, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft nicht besitzen.

Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland können dagegen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, haben diese allerdings nicht gebürtig erlangt oder mindestens einen Elternteil, der sie nicht gebürtig erlangt hat. Umgekehrt bedeutet das auch, dass Menschen einen Migrationshintergrund haben können, obwohl sie in Deutschland geboren sind. Natürlich können beim Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ aber auch Ausländer gemeint sein, ohne dass eine Unterscheidung stattfindet.

Die Definition des Begriffs Migrationshintergrund umfasst folgende Personengruppen:

  • Zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer
  • Zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte
  • Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler
  • Personen, die durch Adoption die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt haben
  • In Deutschland gebürtige Kinder einer der vorher genannten Personengruppen

Entsprechend ist auch von Familien mit Migrationshintergrund per Definition die Rede, wenn mindestens ein Elternteil in der Familie die deutsche Staatsangehörigkeit nicht bzw. nicht von Geburt an besitzt.

Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Wie viele Deutsche leben in Deutschland ohne Migrationshintergrund?
Wie viele Deutsche leben in Deutschland ohne Migrationshintergrund?

Obwohl die Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016 oftmals als Auslöser für die stetig steigenden Migrationszahlen in Deutschland und Europa als Grund angesehen wird, lässt sich bereits laut des statistischen Bundesamtes seit 2012 eine stärkere Zunahme der ausländischen Bevölkerung in Deutschland erkennen.

In den Jahren 2022 und 2023 war der Bevölkerungswachstum durch Ausländer in Deutschland überdurchschnittlich hoch, alleine 2023 ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen.

Oftmals ergeben sich daraus zwei primäre Fragen für viele Menschen: Wie viele Deutsche ohne Migrationshintergrund leben noch in Deutschland? Und wie viele Menschen in Deutschland haben umgekehrt einen Migrationshintergrund?

Die Gesamtbevölkerung Deutschlands lag im Jahr 2023 bei 83,9 Millionen Menschen. Gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Anteil vom Migrationshintergrund in Deutschland innerhalb der Bevölkerung bei 29,7 Prozent, was eine Bevölkerung von 24,9 Millionen Menschen entspricht. Hier ist allerdings die gesamte ausländische Bevölkerung eingerechnet, die somit ca. ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht. 59 Millionen Menschen und somit 70,3 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Der ausländische Bevölkerungsanteil kann jedoch aufgeteilt werden in Ausländer und Menschen bzw. Deutsche mit Migrationshintergrund, entsprechend der Definition im vorherigen Absatz dieses Ratgebers. Zwar sind die 29,7 Prozent ausnahmslos Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, die Statistik zeigt jedoch, dass von diesen 24,9 Millionen Menschen knapp die Hälfte Deutsche mit Migrationshintergrund sind. Das entspricht einem Anteil von 14,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Anteil an Ausländern ohne deutsche Staatsbürgerschaft beläuft sich also nur auf 14,9 Prozent.

Übrigens: Diese Anteile lassen sich zusätzlich aufteilen, ob eigene Migrationserfahrung gemacht wurde oder nicht. Von 12,4 Millionen Deutschen mit Migrationshintergrund haben 2023 5,4 Millionen eigene Migrationserfahrung gemacht, der restliche Anteil mit Migrationshintergrund wurde ohne Migrationserfahrung in Deutschland geboren.

So sind Personen und Kinder mit Migrationshintergrund durch Armut betroffen

63,1 Prozent: So hoch ist der Anteil der Bürgergeld-Empfänger mit Migrationshintergrund.
63,1 Prozent: So hoch ist der Anteil der Bürgergeld-Empfänger mit Migrationshintergrund.

Ebenfalls häufiger eine Rolle spielt die Armutsgefährdungsquote, wenn ein Migrationshintergrund vorliegt. Der Durchschnittwert der Armutsgefährdung betrug bei der gesamten Bevölkerung 2023 16,6%. Ergebnisse der Mikrozensus 2023 zeigen jedoch, dass Deutsche ohne Migrationshintergrund mit einer Quote von 11,9 Prozent deutlich weniger durch Armut gefährdet sind, als Ausländer mit und ohne Migrationshintergrund.

Wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt ist zu 13,3 Prozent von Armut gefährdet, mit einem Migrationshintergrund erhöht sich die Quote gleich auf 27,7 Prozent. Wer keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, hat in Deutschland sogar ein Armutsrisiko vom 35,5 Prozent.

Besonders deutlich wird dies, wenn man einen Blick auf den Anteil der Bürgergeld-Bezieher mit Migrationshintergrund in Deutschland wirft. Demnach beziehen zu 63,1 Prozent die Menschen Bürgergeld, die einen Migrationshintergrund besitzen. Eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit belegt die entsprechenden Werte (Stand: 2024). Laut dem Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt die Arbeitslosigkeit, wenn ein Migrationshintergrund vorliegt, in Deutschland bei rund 15 Prozent (Stand: Juli 2024).

Achtung: Wenn von Bürgergeld-Beziehern mit Migrationshintergrund die Rede ist, dann schließt dies Asylbewerber aus. Diese erhalten stattdessen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) und gehören nicht zur Statistik der Bürgergeld-Bezieher.

Diskutiertes Politikthema: So sieht die Kriminalstatistik aus

Entgegen mancher Vorwürfe sind Straftäter mit Migrationshintergrund nicht in der Mehrheit.
Entgegen mancher Vorwürfe sind Straftäter mit Migrationshintergrund nicht in der Mehrheit.

Ein in der Politik und den Wahlkämpfen immer wieder aufkommendes Thema ist die Kriminalität durch Migration. Einige Parteien werfen Migranten vor, für eine höhere Kriminalitätsrate in Deutschland zu sorgen. Medienberichte über Messerangriffe durch ausländische Personen werden zur Angriffsfläche genutzt, um die Ausländerpolitik der regierenden Parteien infrage zu stellen.

Doch was sagen das Bundeskriminalamt und seine Kriminalstatistik für Deutschland 2023 zum Thema Migrationshintergrund? Tatsächlich ist der Anteil an straftatverdächtigen Ausländern im Jahr 2023 zum dritten Mal gestiegen und hat mit 41,1 Prozent einen neuen Höchstwert erreicht. Auch die Anzahl an Straftaten bzw. Tatverdächtigen insgesamt ist gestiegen.

Allerdings ist insbesondere letzteres auf die Jahre der Corona-Pandemie 2020, 2021 und teilweise 2022 zurückzuführen. Zu Zeiten der Lockdowns und Einschränkungen waren weniger Menschen unterwegs und die Zahl der Straftaten und Tatverdächtigen ist stark gesunken. Im Vergleich zu 2015 oder auch zu den frühen 2000er Jahren ist die Zahl der Tatverdächtigen 2023 jedoch nach wie vor geringer.

Das bedeutet: Auch wenn 2023 ein Anstieg an Tatverdächtigen und an Kriminalität durch Menschen mit Migrationshintergrund erfasst wurde, bedeutet das für Deutschland nicht, dass sich die Zahl der Straftaten insgesamt auf einem Höhepunkt befindet.

Im Gegenteil: Der Anstieg der Straftaten und Tatverdächtigen für die letzten zwei Jahre ist durch die Corona-Pandemie zu erklären. Die Spitzenwerte der frühen 2000er und Mitte der 2010er Jahre wurden bislang nicht wieder erreicht, obwohl es eine stetige Zunahme an Menschen mit Migrationshintergrund in der deutschen Bevölkerung gibt.

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Über den Autor

Mohamed El Zaatari (Rechtsanwalt)
Mohamed El-Zaatari

Mohamed El-Zataari absolvierte sein Jura-Studium an der Universität Bremen und legte 2020 das 2. Staatsexamen ab. Nachdem er zwei Jahre lang als Referatsleiter in einer Bremer Landesbehörde tätig war, erhielt er 2022 seine Zulassung zum Rechtsanwalt. Er befasst sich vor allem mit dem Ausländer- und Sozialrecht.

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