GdB bei Asthma: Mit welchem Grad der Behinderung können Sie rechnen?

Wie viel Prozent einer anerkannten Behinderung kriegt man bei regulärem Asthma? Und welcher Grad der Behinderung (GdB) kommt bei chronischem Asthma in Frage?
Wie viel Prozent einer anerkannten Behinderung kriegt man bei regulärem Asthma? Und welcher Grad der Behinderung (GdB) kommt bei chronischem Asthma in Frage?

FAQ: GdB bei Asthma

Was ist Asthma für eine Erkrankung?

Asthma bronchiale bzw. Bronchialasthma – kurz auch einfach Asthma genannt – ist eine chronische Erkrankung der Atemwege. Dabei treten Atemwegsverengungen auf, die entweder durch allergische oder andere äußere Reizeinwirkungen entstehen. Mehr dazu hier.

Ist bzw. zählt Asthma als eine Behinderung?

Ja, grundsätzlich kann Asthma über eine GdB-Tabelle als Behinderung anerkannt werden (bspw. wenn es zu Beeinträchtigungen im Alltag kommt). Bei stärkerer Ausprägung ist mitunter auch eine Einstufung von Asthma als Schwerbehinderung möglich.

Wie hoch ist der Grad der Behinderung (GdB) bei Asthma?

Welcher Grad der Behinderung bei Asthma bronchiale in Frage kommt, entscheidet das zuständige Versorgungsamt. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann der GdB höher ausfallen. Gleiches gilt, wenn neben dem Asthma weitere, als Behinderung bzw. Schwerbehinderung eingestufte Erkrankungen auftreten.

GdB bei Asthma: Wird ein Behinderungsgrad vergeben?

Wo können Sie einen GdB für Ihr Asthma beantragen? Das ist beim Versorgungsamt möglich.
Wo können Sie einen GdB für Ihr Asthma beantragen? Das ist beim Versorgungsamt möglich.

Gibt es einen Grad der Behinderung (GdB) bei Asthma? Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine nicht heilbare, chronische Atemwegserkrankung. Sie lässt sich allerdings mit Medikamenten behandeln, um die auftretenden Beschwerden zu lindern.

Zu den typischen Symptomen zählen anfallsartige Atemnot, Husten, ein Engegefühl in der Brust oder eine pfeifende Atmung (auch als „Giemen“ bezeichnet). Diese Beschwerden treten häufig nachts oder frühmorgens auf und können unterschiedliche Auslöser haben bzw. jeweils andere Behinderungsgrade nach sich ziehen.

  • Allergisches (extrinsisches) Asthma beeinflusst den GdB je nach Ausprägung anders. Es spielt auch eine Rolle, ob die Beschwerden lediglich saisonal auftreten oder es sich um häufig wiederkehrende Einschränkungen handelt. Dabei reagiert das Immunsystem empfindlich auf bestimmte Allergene und sorgt für Entzündungen der Atemwege.
  • Auch nicht-allergisches (intrinsisches) Asthma kann die GdB-Werte unterschiedlich beeinflussen, je nachdem wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist. Hier sind aber nicht Allergene der Auslöser, sondern andere Reizeinwirkungen wie z. B. körperliche Belastungen, bestimmte Medikamente, Infektionen oder Rauchinhalation.

Wichtig: Wie lässt sich für Asthma ein Behinderungsgrad beantragen? Möchten Sie für die Einstufung von Ihrem Asthma als Behinderung einen Antrag auf Erstfeststellung nach dem Schwerbehindertenrecht stellen, müssen Sie dies beim zuständigen Versorgungsamt tun. Das ist sowohl per Post als auch online möglich. Reichen Sie dafür neben dem Antragsformular auch alle medizinischen Nachweise ein, die für die Feststellung relevant sind. 

Wie viel GdB kommt bei Asthma in Frage? – GdB-Tabelle

Um den GdB bei jeglichen Asthma-Erkrankungen festzustellen, bedarf es einer Kategorisierung ihres Schweregrades. Dafür ist es nicht nur von Bedeutung, wie häufig die Beschwerden auftreten. Auch deren Intensität und wie stark die Lungenfunktion eingeschränkt ist, sind wichtige Informationen für das Versorgungsamt, um einen Behinderungsgrad zu erteilen oder nicht.

Welchen Grad es letztendlich nach der aktuellen GdB-Tabelle wegen Asthma bronchiale vergeben kann, können Sie folgender Übersicht entnehmen:

Asthma­symptomeGdB
Ohne dauer­haft einge­schränkte Lungen­funktion:
🟨 Sel­tene (oder sai­sonal bedingte) und/oder leichte Asthma­anfälle bzw. Atem­wegsveren­gungen0-20
🟧 Häu­fige (mehrmals monatlich) und/oder schwere Asthma­anfälle bzw. Atem­wegsveren­gungen30-40
🟥 Kons­tant auftre­tende Serien an schweren Asthma­anfällen und Atem­wegsveren­gungen50
Mit dauer­haft einge­schränkter Lungen­funktion:
🟨 Mittel­schwere Belas­tungen (bspw. schnel­les Gehen/Laufen, Tra­gen und He­ben von Las­ten zwischen 10 und 15 kg etc.) sorgen für gelegent­liche bis regel­mäßige Atem­not, die schwerer aus­fällt als gewöhn­lich.
🟨 Alle Lungen­funktions­werte sind bis zu ⅓ niedri­ger als normal.
🟨 Es bestehen Ein­schränkungen im all­täglichen Leben, aber Be­troffene können dieses noch weit­gehend selbst mithilfe von Medi­kamenten bewäl­tigen.
leichtes Asth­ma bron­chiale mit GdB von 20-40
🟧 Bereits leichte Alltags­belastungen (bspw. kurzes Treppen­steigen, Spazieren­gehen, Tra­gen und He­ben von Lasten unter 10 kg etc.) provo­zieren eine regel­mäßige Atem­not, die schwerer aus­fällt als gewöhn­lich.
🟧 Alle Lungen­funktionsshy;werte fallen bis zu ⅔ niedri­ger aus als nor­mal.
🟧 Der Be­troffene ist dauer­haft hilfe­bedürftig und kann nur mit erheb­lichen Ein­schränkungen am gesellschaft­lichen Leben teil­nehmen.
mittel­gradiges Asth­ma bron­chiale mit GdB von 50-70
🟥 Die Atem­not setzt bereits im Ruhe­zustand bzw. bei mini­maler Belas­tung ein.
🟥 Alle Lungen­funktions­werte sind um mehr als ⅔ niedri­ger als nor­mal und bedeuten eine dauer­haft ein­geschränkte Funk­tion der Lunge.
🟥 Der Be­troffene kann weder am Berufs­alltag noch an sozialen Aktivi­täten teil­nehmen und seine Be­schwerden lassen sich auch nicht durch die Behand­lung mit Medi­kamenten komplett ein­dämmen.
schweres Asth­ma bron­chiale mit GdB von 80-100
Kombination mehrerer Erkrankungen: Zusammen können Schlafapnoe und Asthma mitunter höhere GdB-Werte ergeben.
Kombination mehrerer Erkrankungen: Zusammen können Schlafapnoe und Asthma mitunter höhere GdB-Werte ergeben.

Wie wirken sich aber weitere Erkrankungen auf den für Asthma erteilten Behinderungsgrad aus? Leiden Sie als Betroffener bspw. nebenher an einer depressiven Störung, werden die GdB von Asthma und Depression nicht zusammengerechnet, sondern miteinander verrechnet.

Das bedeutet, das Versorgungsamt bewertet, wie beide Erkrankungen sich gegenseitig beeinflussen und was das für die bei Ihnen auftretenden Beeinträchtigungen bedeutet. Leichte asthmatische Beschwerden und depressive Episoden können also einzeln eine Bewertung von 20 nach sich ziehen, bedeuten aber nicht zwangsweise einen gemeinsamen Behinderungsgrad von 40

Gleiches gilt z. B. auch für den Grad der Behinderung (GdB) bei Neurodermitis oder COPD und Asthma. Allerdings wirken sich Hautentzündungskrankheiten wie erstere in der Regel anders auf asthmatische Beschwerden aus als Krankheiten wie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), die ebenfalls die Atemwege betreffen.

Wichtig: Wie bewerten Gerichte die Einstufungen des Versorgungsamts? Gerichtliche Urteile, ob eine Schwerbehinderung für Asthma (ein GdB von 50 oder höher) in Frage kommt, gibt es einige.

  1. So hat z. B. das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg in seinem Urteil (L 11 SB 19/09) vom 21. September 2011 die Klage eines Mannes abgewiesen, der mit seinem GdB von 40 nicht einverstanden war. Aufgrund seiner Erkrankungen (Rücken- und Knieschmerzen, Asthma, Lungenkrankheit etc.) bestand er mindestens auf 50. Dem hat weder das Versorgungsamt noch das LSG zugestimmt – unter anderem, weil seine Lungenfunktion nicht konstant (und nur gering) eingeschränkt war.
  2. Ähnlich urteilte auch das LSG Baden-Württemberg am 29. September 2023 (L 8 SB 3829/21) über eine Klägerin mit leichtem Bronchialasthma und 3 weiteren Erkrankungen.
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Über den Autor

Mohamed El Zaatari (Rechtsanwalt)
Mohamed El-Zaatari

Mohamed El-Zataari absolvierte sein Jura-Studium an der Universität Bremen und legte 2020 das 2. Staatsexamen ab. Nachdem er zwei Jahre lang als Referatsleiter in einer Bremer Landesbehörde tätig war, erhielt er 2022 seine Zulassung zum Rechtsanwalt. Er befasst sich vor allem mit dem Ausländer- und Sozialrecht.

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