Bürgergeld vs. Mindestlohn: Lohnt sich Arbeit zum Mindestlohn?

Bürgergeld vs. Mindestlohn: Arbeit sollte sich immer lohnen, damit kein Anreiz für die Arbeitslosigkeit geschaffen wird.
Bürgergeld vs. Mindestlohn: Arbeit sollte sich immer lohnen, damit kein Anreiz für die Arbeitslosigkeit geschaffen wird.

FAQ: Bürgergeld oder Mindestlohn

Wie viel Bürgergeld bekommen Sie?

Das Bürgergeld setzt sich aus den Regelbedarfen und den Kosten für Wohnung und Heizung zusammen. Für Alleinstehende beträgt der Regelbedarf seit dem 1. Januar 2024 563 Euro. Hinzu kommen Wohnungs- und Heizkosten in angemessener Höhe.

Ist das Bürgergeld höher als der Mindestlohn?

In einem Mindestlohn-Vollzeitjob erhalten Sie meist mehr Geld, als wenn Sie Bürgergeld beziehen. Das Bürgergeld deckt das Existenzminimum. Nur in Ausnahmefällen führt es dazu, dass das Delta zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit gering ausfällt.

Können Sie bei einem Mindestlohnjob zusätzlich Bürgergeld erhalten?

Um zu gewährleisten, dass sich Arbeit lohnt, können Sie auch als Bürgergeldbezieher arbeiten. Die Einkünfte werden mit gewissen Zuverdienstgrenzen auf das Bürgergeld angerechnet. Mehr erfahren Sie hier.

Wie berechnet sich die Höhe des Bürgergeldes?

Eine Arbeit mit Mindestlohn übersteigt die Bürgergeld-Leistungen in der Regel deutlich.
Eine Arbeit mit Mindestlohn übersteigt die Bürgergeld-Leistungen in der Regel deutlich.

Die Höhe des Bürgergeldes setzt sich aus verschiedenen Aspekten zusammen. Die Basis bilden die Regelbedarfe, die von Ihrer Lebenssituation abhängig sind. Diese sind seit dem 1. Januar 2024 folgendermaßen geregelt:

  • 563 Euro für Alleinstehende
  • 506 Euro für Paare je Partner
  • 451 Euro für Erwachsene bis 25, die im Haushalt der Eltern wohnen
  • 471 Euro für Jugendliche von 14 bis 17 Jahren
  • 390 Euro für Kinder von 6 bis 13 Jahren
  • 357 Euro für Kinder unter 6 Jahren

Zusätzlich werden vom Jobcenter in der Regel die Wohn- und Heizkosten übernommen. Ausnahmen bilden hier unangemessen große oder teure Wohnungen und unangemessene Heizkosten. Darüber hinaus gibt es noch Mehrbedarfe, die beantragt werden können, beispielsweise wenn mit Strom geheizt wird und die Stromkosten somit deutlich höher sind.

Arbeitslosengeld statt Bürgergeld: Wenn Sie in die Arbeitslosigkeit rutschen, müssen Sie nicht direkt Bürgergeld beantragen. Prüfen Sie zuerst Ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld. Nach einer Vollzeitbeschäftigung ist dieses in der Regel höher.

Beeinflusst wird die Höhe des Bürgergeldes auch vom Vermögen. Wenn ein Vermögen als unerheblich gilt, hat es keinen Einfluss auf das Bürgergeld.

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Wie viel verdienen Sie in einem Mindestlohnjob?

Seit dem 1. Januar 2025 beträgt der Mindestlohn 12,82 Euro. Bei einem Vollzeitjob verdienen Sie somit knapp 2.217 Euro (wir gehen hier von 173 Monatsstunden aus).

Realistisch bleiben Ihnen nach Steuern und Beiträgen bei Steuerklasse 1 noch rund 1.594 Euro. Der genaue Wert ist selbstverständlich von Ihrer Krankenkasse, Kirchenzugehörigkeit, etc. abhängig.

Bürgergeld vs. Mindestlohn: Lohnt sich Arbeit noch?

Wie der Vergleich von Bürgergeld und Mindestlohn tatsächlich ausfällt, ist individuell von Faktoren wie Wochenstunden abhängig.
Wie der Vergleich von Bürgergeld und Mindestlohn tatsächlich ausfällt, ist individuell von Faktoren wie Wochenstunden abhängig.

Jetzt stellt sich unweigerlich die Frage, ob sich Bürgergeld im Vergleich zum Mindestlohn mehr lohnt. Immerhin bekommen Sie beim Bürgergeld Wohnung und Heizkosten gezahlt und können das restliche Geld für andere Dinge nutzen.

Bürgergeld gegen Mindestlohn zu stellen ist wichtig, da bei einer zu geringen Differenz in den Haushaltskassen die Motivation zu arbeiten leiden könnte. Im Folgenden finden Sie einige Beispielrechnungen, die Mindestlohn und Bürgergeld im Vergleich darstellen.

Wenn Sie als Single Bürgergeld empfangen, bekommen Sie im Regelfall 563 Euro ausbezahlt. Zusätzlich dazu werden aber noch Wohnungs- und Heizkosten für Sie übernommen. Wenn wir von einer Miete von 600 Euro und Heizkosten von 80 Euro ausgehen, stehen Ihnen insgesamt 1.243 Euro zu.

Wenn Sie Vollzeit für Mindestlohn arbeiten, haben Sie in unserem Beispiel mit Einnahmen von 1.560 Euro ein Plus von 317 Euro am Ende des Monats. Das sind rund 25 Prozent mehr.

Diese Zahlen können variieren: Wir verwenden hier nur Beispielzahlen, um Ihnen eine Vorstellung zu geben. Die Geldbeträge, vor allem für Wohnungs- und Heizkosten, sind aber ganz individuell.

Die Frage, ob Bürgergeld oder Mindestlohn sich mehr lohnt, ist damit aber noch nicht final beantwortet. Bei einer höheren Miete, die aber noch als angemessen gilt, wird der Überschuss durch den Mindestlohn schnell geringer. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales betont aber, dass Menschen, die arbeiten, immer mehr Geld haben. Somit wäre es nicht möglich, dass das Bürgergeld höher als der Mindestlohn ist.

Das WSI kommt auf ähnliche Ergebnisse. In einer Untersuchung zu Mindestlohn, Bürgergeld und Lohnabstand in verschiedenen Haushaltskonstellationen im Jahre 2024 vergleichen Sie Bürgergeld und Mindestlohn in einer Tabelle. In jeder Konstellation besteht ein teilweise deutlicher Vorteil aufseiten der Haushalte mit Mindestlohn, trotz der Erhöhung der Regelsätze Anfang des Jahres. Ein anderes Ergebnis könnte auch sehr schädlich für die Wirtschaft sein, da es keinen Anreiz mehr gäbe, für geringe Löhne zu arbeiten.

Arbeiten in Teilzeit: Ist Bürgergeld höher als der Mindestlohn?

Da das Bürgergeld nicht höher als der Mindestlohn sein soll, werden bei einem zusätzlichen Teilzeitjob manche Beträge angerechnet.
Da das Bürgergeld nicht höher als der Mindestlohn sein soll, werden bei einem zusätzlichen Teilzeitjob manche Beträge angerechnet.

Die Bedingungen ändern sich jedoch, wenn der Angestellte nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit arbeitet. Da das Einkommen dann deutlich geringer wird, kann das Bürgergeld mehr als Mindestlohn sein. Hier gibt es aber Möglichkeiten, auch von Teilzeitarbeit zu profitieren.

Sie können nämlich auch trotz Arbeit Bürgergeld beantragen. Ihr Einkommen wird nämlich mit entsprechenden Freibeträgen angerechnet. Hierzu ein Beispiel:

ZuverdienstgrenzeAnrechnungsfrei
100 bis 520 Euro20 Prozent
520 bis 1.000 Euro30 Prozent
1.000 bis 1.200 Euro10 Prozent

Nehmen wir an, dass Sie Einkünfte von 900 Euro brutto erzielen. Angenommen, nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen würden 700 Euro netto verbleiben.

  • 100 Euro bleiben als Freibetrag anrechnungsfrei
  • 20 % von 420 Euro entspricht 84 Euro
  • 30 % von 180 Euro entspricht 54 Euro

In unserem Beispiel ergibt sich ein anrechnungsfreier Betrag von 238 Euro. Der Rest wird auf die Höhe des Bürgergeldes angerechnet. Somit bleibt Ihnen auch in Teilzeit ein nicht zu vernachlässigender Betrag am Ende des Monats, der deutlich für die Arbeit spricht.

Bürgergeld und Mindestlohn im Vergleich zeigt, dass sich Arbeit auch trotz Erhöhungen des Bürgergeldes noch lohnt. Wenn durch die Arbeit der Lebensunterhalt nicht gedeckt werden kann, können Sie nämlich trotzdem vom Bürgergeld profitieren.

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Über den Autor

Mohamed El Zaatari (Rechtsanwalt)
Mohamed El-Zaatari

Mohamed El-Zataari absolvierte sein Jura-Studium an der Universität Bremen und legte 2020 das 2. Staatsexamen ab. Nachdem er zwei Jahre lang als Referatsleiter in einer Bremer Landesbehörde tätig war, erhielt er 2022 seine Zulassung zum Rechtsanwalt. Er befasst sich vor allem mit dem Ausländer- und Sozialrecht.

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